Fachinformation

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Zusammensetzung, Darreichungsform

Garamycin® wirkstoffhaltiger Schwamm

Zusammensetzung

Wirkstoffe

Gentamicin ut Gentamicini sulfas.

Hilfsstoffe

Natives Collagen (Rindersehne).

Garamycin Schwamm besteht aus 70 mg bzw. 280 mg hochgereinigten Rinder-Kollagenfasern, in dessen Poren die Gentamicinmoleküle eingebettet sind.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

1 steriler wirkstoffhaltiger Schwamm von 5 × 5 × 0,5 cm: 50 mg Gentamicini sulfas entsprechend 32,5 mg Gentamicin.

1 steriler wirkstoffhaltiger Schwamm von 10 × 10 × 0,5 cm: 200 mg Gentamicini sulfas entsprechend 130 mg Gentamicin.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Garamycin Schwamm wird zur unterstützenden Behandlung bei posttraumatischen und hämatogenen eitrigen Entzündungen von Knochen und Knochenmark nach chirurgischer Sanierung der Infektionsherde angewendet.

Garamycin Schwamm wird auch zur Lokalbehandlung von Defekt- und anderen Resthöhlen in der Weichteilchirurgie eingesetzt, wie z.B. der Sakralhöhle nach Rektumamputation oder bei Weichteilabszessen.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung

Im Allgemeinen wird Garamycin Schwamm unter Vermeidung von starker Druckausübung folgendermassen appliziert:

Nach Ausräumung des Entzündungsherdes werden je nach Grösse des Defektes eingeführt:

Patienten <50 kg Körpergewicht: 1–3 Schwämme (10 × 10 cm).

Patienten >50 kg Körpergewicht: höchstens 5 Schwämme (10 × 10 cm).

Bei kleineren Defekten wird der Schwamm entsprechend zugeschnitten oder das kleinere Format von Garamycin Schwamm (5 × 5 cm) verwendet.

Bei Weichteilinfektionen: Nach chirurgischer Ausräumung des Entzündungsherdes werden je nach Grösse des Defektes 1 bis höchstens 3 Schwämme (10 × 10 cm) eingesetzt. Bei kleineren Defekten wird der Schwamm entsprechend zugeschnitten oder Garamycin Schwamm (5 × 5 cm) verwendet.

 

Korrekte Applikationsart

Bei der Verwendung von Garamycin Schwamm ist darauf zu achten, dass der Schwamm mit trockenem Instrumentarium bzw. trockenen Handschuhen an den Implantationsort gebracht wird. Der Blister muss unter aseptischen Bedingungen dem Beutel entnommen werden; der Schwamm muss dem Blister unter aseptischen Bedingungen entnommen werden und trocken verwendet werden. Die Anfeuchtung des Garamycin Schwamms vor seiner Implantation kann den Verlust seiner Wirksamkeit durch ein Ausschwemmen des wasserlöslichen Gentamicinsulfats nach sich ziehen. Der Schwamm kann nicht resterilisiert werden. Bei der Einbringung des Implantats in Defekthöhlen ist darauf zu achten, dass diese nur locker mit dem Garamycin Schwamm ausgekleidet werden und – um Sekretverhaltungen zu vermeiden – mit Überlaufdrainagen versorgt werden.

Da das Trägermaterial vollständig resorbiert wird, braucht es nach dem chirurgischen Eingriff nicht mehr entfernt zu werden.

 

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern und Jugendlichen ist nicht untersucht, daher sollte Garamycin Schwamm in dieser Altersgruppe nicht angewandt werden.

Kontraindikationen

Bei bekannter Kollagenallergie sowie Überempfindlichkeit gegenüber Gentamicin oder anderen Aminoglykosiden darf Garamycin Schwamm nicht verabreicht werden.

Eine Anamnese einer Überempfindlichkeit oder schwere toxische Reaktionen auf Aminoglykoside können ebenfalls eine Kontraindikation sein.

Bei Patienten mit Anamnese von einer Immun- oder Bindegewebserkrankung.

Bei Schwangerschaft und während der Stillzeit (siehe «Schwangerschaft/Stillzeit»).

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Da sowohl das Ausmass der systemischen Gentamicin-Exposition als auch die Dauer mehr von den lokalen Durchblutungsverhältnissen als von der verabreichten Dosis abhängen und somit individuell nicht voraussagbar sind, muss grundsätzlich mit denselben Risiken und unerwünschten Wirkungen gerechnet werden, wie bei systemischer Verabreichung.

 

Wie alle anderen Aminoglykoside ist auch Garamycin potentiell nephrotoxisch. Patienten mit einer beeinträchtigten Nierenfunktion, welche höhere Dosen oder während längerer Zeit Garamycin erhalten, sind einem grösseren Risiko der Nephrotoxizität ausgesetzt.

Ältere und jüngere Patienten sind besonders gefährdet, und eine engmaschige klinische Überwachung ist ratsam. Basiserhebung und regelmässige Kontrolle der Nierenfunktion und der Serumelektrolyte ist bei Patienten angezeigt, die eine verlängerte Therapie erhalten (z.B. mehr als 7–10 Tage), oder wenn höhere Dosen als dem Gewicht, Alter oder geschätzter Nierenfunktion entsprechend, eingesetzt werden.

Von einer erhöhten Nephrotoxizität wurden nach der gleichzeitigen Verabreichung von Aminoglykosid-Antibiotika mit Cephalothin berichtet.

 

Zusätzlich kann es bei mit Garamycin behandelten Patienten zu einer Ototoxizität kommen – im Vestibular- und Gehörbereich, namentlich bei solchen mit bereits bestehender Nierenschädigung und bei Patienten mit normaler Nierenfunktion, die mit höheren Dosen oder länger als empfohlen, behandelt werden.

 

Die Serumkonzentrationen der Aminoglykoside sollten, wenn immer möglich, überwacht werden, damit adäquate Spiegel gewährleistet sind und potentiell toxische Spiegel vermieden werden. Werden die Gentamicin-Serumspitzenkonzentrationen überwacht, sollten länger dauernde Spitzenspiegel über 10–12 µg/ml und länger dauernde Talspiegel über 2 µg/ml vermieden werden.

Andere Faktoren, die das Toxizitäts-Risiko erhöhen können, sind fortgeschrittenes Alter und Wasserverlust.

 

Aminoglykoside sollten Patienten mit Erkrankungen der Muskulatur wie Myasthenia gravis oder M. Parkinson mit Vorsicht gegeben werden, da sie aufgrund ihrer möglichen curareähnlichen Wirkung auf die neuromuskuläre Funktion eine Muskelschwäche verschlimmern können.

 

Eine Kreuz-Allergie unter den Aminoglykosiden wurde festgestellt. Patienten sind während der Behandlung ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen.

 

Die Behandlung mit Gentamicin kann ein starkes Wachstum von nicht empfindlichen Keimen zur Folge haben. In diesem Fall ist eine geeignete Therapie angezeigt.

 

Über die Anwendung von Gentamicin Implantaten in Patienten mit Immun- oder Bindegewebserkrankung liegen keine Daten vor. Obwohl nicht nachgewiesen ist, dass die Anwendung von tierischem Kollagen zu einer Verschlechterung von Erkrankungen wie Lupus erythematodes, Sklerodermie und chronischer Polyarthritis führt, sollten Gentamicin Implantate in diesen Patienten nur unter strikter Aufsicht verwendet werden (siehe «Kontraindikationen»).

Interaktionen

Zurzeit sind bei der Anwendung von Garamycin Schwamm keine lokalen Wechselwirkungen bekannt. Gentamicin wird jedoch aus Garamycin Schwamm resorbiert und führt zu individuell stark unterschiedlichen Plasmaspiegeln. Grundsätzlich sind deshalb dieselben Interaktionen möglich wie bei systemischer Gentamicin-Exposition.

 

Der gleichzeitige Gebrauch von Gentamicin und stark wirkenden Diuretika, wie Etacrynsäure oder Furosemid, sollte vermieden werden, da gewisse Diuretika selbst eine Ototoxizität verursachen können. Bei der intravenösen Verabreichung können die Diuretika die Toxizität der Aminoglykoside erhöhen durch Veränderung der Antibiotika-Konzentration im Serum und Gewebe.

Die Möglichkeit des Auftretens einer neuromuskulären Blockade und Atmungslähmung sollte dann in Betracht gezogen werden, wenn Gentamicin Patienten in hohen Dosen verabreicht wird, die neuromuskuläre Blockierungssubstanzen (wie Succinylcholin, Tubocurarin, oder Decamethonium), Anästhetika oder grössere Transfusionen mit antikoaguliertem Blut (Citratgehalt) erhalten.

Kommt es zu einer Blockade, können Kalzium-Salze diese Erscheinungen aufheben.

Der gleichzeitige und/oder nachfolgende systemische oder lokale Gebrauch von anderen potentiell neurotoxischen und/oder nephrotoxischen Medikamenten, wie Cisplatin, Cyclosporin, Cephalosporine, Kanamycin, Amikacin, Neomycin, Polymyxin B, Colistin, Paromomycin, Streptomycin, Tobramycin, Netilmicin, Vancomycin und Viomycin, sollte vermieden werden.

 

Eine in-vitro Mischung von Aminoglykosiden mit Betalaktam-Antibiotika (Penicilline oder Cephalosporine) kann zu einer signifikanten gegenseitigen Inaktivierung führen. Selbst wenn ein Aminoglykosid und ein Penicillin getrennt voneinander auf unterschiedlichem Weg verabreicht werden, wurde bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und auch bei einigen Patienten mit normaler Nierenfunktion eine Reduktion der Aminoglykosid-Serumhalbwertszeit oder –Serumspiegel beobachtet. Eine Reduktion der Gentamicin-Serumhalbwertszeit wurde bei Patienten mit schwer eingeschränkter Nierenfunktion berichtet, die zeitgleich mit Gentamicin Carbenicillin erhielten. Normalerweise ist eine solche Aminoglykosid-Inaktivierung nur bei Patienten mit schwerer Einschränkung der Nierenfunktion klinisch signifikant.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Aminoglykoside sind placentagängig und können den Fötus schädigen, wenn sie schwangeren Frauen verabreicht werden. Es gab Berichte über vollständige, irreversible, beidseitige angeborene Taubheit bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Aminoglykoside, einschliesslich Gentamicin erhielten. Aus diesen Gründen sollte Garamycin Schwamm nur angewendet werden, wenn dies absolut erforderlich ist. Wenn Gentamicin Schwamm während der Schwangerschaft verwendet werden muss, oder wenn die Patientin während der Verabreichung von Gentamicin schwanger wird, sollte sie über die potentielle Gefahr für den Fötus informiert werden.

Stillzeit

Untersuchungen bei stillenden Müttern zeigen, dass geringe Mengen an Gentamicinsulfat in die Muttermilch ausgeschieden werden. Aufgrund der potentiell schwer wiegenden Nebenwirkungen sollte das Arzneimittel während des Stillens nicht angewendet werden, oder es soll nicht gestillt werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Treten mögliche unerwünschte Wirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Hörverlust, Lethargie, Konfusion, Konvulsion oder Sehstörungen auf, kann Garamycin die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit Maschinen zu bedienen beeinträchtigen.

Unerwünschte Wirkungen

In den durchgeführten Studien wurden keine Nephrotoxizität und Ototoxizität im Zusammenhang mit der Anwendung von Garamycin Schwamm festgestellt. Aus den pharmakokinetischen Daten ist ersichtlich, dass stets Serumspitzenkonzentrationen von <5 µg/ml gemessen wurden. Grundsätzlich können jedoch dieselben unerwünschten Wirkungen auftreten wie bei parenteraler Gabe (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

 

Unerwartete Ereignisse

Sehr häufig (>1/10); häufig (>1/100, <1/10); gelegentlich (>1/1’000, <1/100); selten (>1/10’000, <1/1’000); sehr selten (<1/10’000).

 

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Gelegentlich: Splenomegalie: Zu- oder Abnahme der Retikulozyten-Zahl, Anämie, Leukopenie, Granulozytopenie, Eosinophilie, Thrombozytopenie.

Selten: Vorübergehende Agranulozytose, Abnahme der Calcium-, Magnesium-, Natrium- und Kaliumspiegel.

 

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich: Anaphylaktoide Reaktionen.

Sehr selten: Steven-Johnson Syndrom, Epidermolysis acuta toxica (Lyell-Syndrom).

 

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Selten: Larynxödem, Appetitverlust, Gewichtsabnahme.

 

Psychiatrische Erkrankungen

Selten: Depression, Lethargie, Verwirrtheit.

 

Erkrankungen des Nervensystems

Gelegentlich: Empfindungslosigkeit, Konvulsionen.

Selten: Pseudotumor Cerebri, akutes hirnorganisches Syndrom, Kopfschmerzen.

 

Augenerkrankungen

Gelegentlich: Sehstörungen.

 

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Häufig bis sehr häufig: Schwindel, Vertigo, Dröhnen, Hörverlust, Tinnitus.

Selten: Taubheit.

 

Herzerkrankungen

Gelegentlich: Hypotonie, Hypertonie.

 

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich: Atemdepression.

Selten: Lungenfibrose.

 

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gelegentlich: Nausea, Erbrechen, Stomatitis.

Selten: Erhöhter Speichelfluss.

 

Leber- und Gallenerkrankungen

Gelegentlich: Vorübergehende Hepatomegalie. Erhöhung der SGOT, SGPT und LDH sowie alkalischen Phosphatase, Bilirubin.

 

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Gelegentlich: Hautkribbeln, Rash, Juckreiz, Urticaria, generalisiertes Brennen.

Selten: Alopezie, Purpura.

 

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Gelegentlich: Muskelzuckungen, Arthralgie, Gelenkschmerzen, Myasthenie-ähnliches Syndrom.

 

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Häufig bis sehr häufig (Risikopatienten): Nephrotoxische Reaktionen (Zylindrurie, Proteinurie, Erhöhung von BUN, NPN, Serum-Kreatinin).

Selten: Oligurie.

 

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Gelegentlich: Fieber, subkutane Atrophie, Nekrose des Fettgewebes am Ort der Injektion.

 

Neurotoxizität

Es wurden Nebenwirkungen beim 8. Cranialnerv berichtet, betroffen waren sowohl der Vestibulär- als auch der Hörnerv. Dies trat hauptsächlich bei Patienten mit Niereninsuffizienz auf und bei Patienten, die hohe Dosen erhielten und/oder eine verlängerte Therapie.

Die Symptome beinhalten Vertigo, Schwindel, Tinnitus, Ohrendröhnen und Hörverlust.

Hörverlust manifestiert sich zuerst durch das Abnehmen der Hochfrequenzwahrnehmung und kann irreversibel sein. Ebenso wie bei anderen Aminoglycosiden können die Vestibularveränderungen irreversibel sein. Andere Faktoren, die das Risiko der Toxizität erhöhen, können Dehydration, gleichzeitige Verabreichung von Ethacrynsäure oder Furosemid oder eine frühere Exposition mit anderen ototoxischen Substanzen sein.

 

Reaktionen an der Applikationsstelle

Lokale geringe reversible Nebenwirkungen wie Erythem, Wundsekretion und Juckreiz wurden festgestellt.

Zu Beginn der geweblichen Resorption von Garamycin Schwamm kann unter Umständen eine vermehrte Sekretion und Wundrötung auftreten. Sind bei ausgedehnten Infekthöhlen Überlaufdrainagen möglich, sollte darauf nicht verzichtet werden.

 

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch

Überdosierung

Bei Überdosierung oder toxischen Reaktionen aufgrund von Garamycin Schwamm kann eine Peritoneal- oder Hämodialyse durchgeführt werden.

Bei der Anwendung von bis zu 7 Schwämmen (10 × 10 cm) wurden bis heute keine signifikanten Nebenwirkungen beobachtet.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

J01GB03

Wirkungsmechanismus

Nach dem Einbringen des Garamycin Schwammes in infizierte Knochen oder Weichteile wird Gentamicin protrahiert freigesetzt und erreicht bakterizid wirksame lokale Konzentrationen.

Gentamicin wirkt keimtötend auf empfindliche gramnegative und grampositive Erreger, indem es die ribosomale Proteinsynthese hemmt.

Pharmakodynamik

Obwohl es sich bei Garamycin Schwamm um ein Fremdeiweiss handelt, gilt Kollagen allgemein als ein sehr schwaches Antigen, was die gute immunologische Verträglichkeit erklärt. Kollagen als Trägermatrix wird innerhalb von 3 Monaten vollständig resorbiert.

Kollagen besitzt eine hämostatische Wirkung, wobei sich die Möglichkeit der Ausbildung eines Wundhämatoms reduziert. Durch Kontakt des Blutes mit der Kollagenmatrix von Garamycin Schwamm wird die Hämostase aktiviert. Kollagen hat auch einen positiven Effekt auf die Geweberegeneration und Revaskularisation. Nach Einbringen des Implantates ist die Hauptwirkung lokal.

In untenstehender Tabelle sind die Keime, geordnet nach ihrer Empfindlichkeit gegenüber Gentamicin, aufgeführt.

 

(µg/ml)

(µg/ml)

Empfindlich

Keime

MHK50

MHK90

%

Staphylococcus (koagulase-negativ)

50

100

18

Enterobacter sp.

0,4

0,8

100

Serratia

0,8

3,12

100

Klebsiella sp.

0,8

3,12

95

Proteus mirabilis

3,12

6,25

70

Escherichia coli

0,8

3,12

94

Pseudomonas aeruginosa

0,8

12,5

79

Staphylococcus

0,2

25

78

Proteus (indol-pos.)

1,56

100

71

 

Die folgenden Bakterien sind gewöhnlich gegen Aminoglykoside, inkl. Gentamicin, resistent: Meningokokken, Streptococcus pneumoniae, die meisten Streptokokken-Arten, insbesondere der Gruppe D, Mykoplasmen, Chlamydien und Anaerobier wie Bacteroides sp. oder Clostridium sp.

Pharmakokinetik

Das pharmakokinetische Verhalten von Garamycin Schwamm kann mit Hilfe der Beziehung zwischen Trägermatrix und Wirksubstanz erklärt werden. Lichtmikroskopisch weist der Kollagenschwamm Poren mit einer durchschnittlichen Grösse von 100 bis 200 nm auf, in welche die Gentamicinmoleküle mit einer Grösse von 3 bis 4 nm eingebettet sind.

 

Exsudatspiegel

Die Freisetzung von Gentamicin aus der Trägermatrix ist abhängig von den lokalen Durchblutungsverhältnissen. Insgesamt zeigten die Patienten individuell stark unterschiedliche maximale Exsudatspiegel. Bei 28 Patienten mit Osteitiden (130 mg bis maximal 520 mg Gentamicin appliziert) wurden maximale Konzentrationen von 170 bis 900 µg/ml bestimmt. Schon am 2. postoperativen Tag fielen die Konzentrationen stark ab und näherten sich am 3. postoperativen Tag dem Nullwert. Hingegen bleibt der Exsudatspiegel über mehrere Tage hinweg relativ hoch, wenn die Durchblutungsverhältnisse schlechter sind.

Somit können unterschiedliche Anwendungen von Garamycin Schwamm im Weichteil- oder Knochengewebe stark voneinander abweichende Gentamicin-Freisetzung und Gentamicin-Konzentrationen bedingen, was die grosse Streubreite der gemessenen Exsudatspiegel bei den einzelnen Patienten erklärt.

 

Serumspiegel

Der Zusammenhang zwischen applizierter Gentamicin-Dosis und maximaler Serumkonzentration wurde in mehreren Studien untersucht. Die in diesen Studien maximale applizierte Gentamicin-Dosis betrug 650 mg (entsprechend 5 Schwämmen 10 × 10 cm).

Die maximalen Serumkonzentrationen lagen stets unter 5 µg/ml. Zum Teil konnte nur sehr wenig Gentamicin im Serum nachgewiesen werden, das heisst, die maximalen Serumkonzentrationen lagen während der ganzen Beobachtungsperiode an der Nachweisgrenze von 0,25 µg/ml. Die maximalen Serumkonzentrationen wurden 2–12 Stunden nach Implantation erreicht. Es konnte keine Korrelation zwischen applizierter Gentamicin-Dosis und maximaler Serumkonzentration gefunden werden.

Die gemessenen maximalen Serumkonzentrationen lagen stets unterhalb der in der Literatur berichteten toxischen Grenzkonzentrationen für Gentamicin von 10 µg/ml. Die maximalen Serumkonzentrationen bei Applikation von Garamycin Schwamm sind bedeutend niedriger als bei der intramuskulären oder intravenösen Anwendung von Gentamicin.

 

Elimination

Die Ausscheidung von Gentamicin erfolgt unverändert über den Urin, wobei Urin- und Serumspiegel ein synchrones Verhalten zeigen. Toxische Konzentrationen wurden im Urin nicht erreicht. 50% der applizierten Dosis ist bereits nach 3–5 Tagen wieder über die Nieren ausgeschieden. So wurden nach einer Dosis von 130 mg Gentamicin am 1. Tag im Durchschnitt 35 mg, am 2. Tag 9,2 mg und am 3. Tag 6,3 mg Gentamicin über den Urin ausgeschieden.

 

Resorption des Kollagens

Die Resorptionszeit des Kollagens ist abhängig von den jeweiligen Perfusionsverhältnissen am Implantationsort. Wurde der Garamycin Schwamm im Zusammenhang mit Hüftgelenkoperationen eingesetzt, so fand sich bereits nach 9 Tagen kein kollagenes Material mehr. War das Kollagen dem direkten Zugriff der Phagozyten entzogen, so fanden sich auch nach 9 Wochen noch kollagene Fasern. Ähnlich wie bei der Pharmakokinetik konnte auch histologisch eine direkte Korrelation zwischen Durchblutung, d.h. dem Antransport von Phagozyten, und der Resorptionsgeschwindigkeit des Kollagens hergestellt werden.

 

Kinetik spezieller Patientengruppen

Gentamicin Implantate sind für die Behandlung von Kindern nicht indiziert.

Bei Patienten mit Anamnese von Niereninsuffizienz kommt es häufiger zu renalen Effekten (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).

Präklinische Daten

In Untersuchungen zur chronischen Toxizität von Gentamicin wurden an verschiedenen Spezies nephrotoxische und ototoxische Effekte beobachtet. Bisherige Mutagenitätsprüfungen weisen auf kein mutagenes Potential des Arzneimittels hin, doch erlaubt die gegenwärtige Datenlage keine abschliessende Risikoabschätzung. Langzeituntersuchungen am Tier zum karzinogenen Potential der Substanz liegen nicht vor.

Bei der Trägersubstanz des Gentamicins, dem Kollagen handelt es sich um eine biologische, physiologische Substanz. Als solche sind toxische Folgen sehr unwahrscheinlich. Es liegt kein Erkenntnismaterial zur Mutagenität, Embryotoxizität und Kanzerogenität von Kollagen vor, das durch gezielte Untersuchungen gewonnen wurde.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit

Das Präparat darf nur bis zu dem auf der Verpackung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 30°C lagern.

Hinweise für die Handhabung

Eine Resterilisation nicht verbrauchter Schwammreste ist nicht möglich, so dass diese verworfen werden sollten.

Der Garamycin Schwamm befindet sich in einem sterilen Blister, welcher in einem Beutel verpackt ist.

Zulassungsnummer

52918 (Swissmedic).

Packungen

Schwämme 5x5x0,5 cm: 1 und 5x1

Schwämme 10x10x0,5 cm: 1 und 5x1

Zulassungsinhaberin

Curatis AG, 4410 Liestal.

Stand der Information

Dezember 2021