Fachinformation

DE EN

Tirosint®

IBSA Institut Biochimique SA

Zusammensetzung

Wirkstoff

levothyroxinum natricum.

Hilfsstoffe

gelatina hydrolysata, gelatina, glycerolum (E422), aqua purificata.

Eine Weichkapsel zu 13, 25, 50, 75, 88, 100, 112, 125, 137, 150, 175 oder 200 µg Levothyroxinum Natricum enthält max. 0,005 mg Natrium.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Weichkapseln zu 13, 25, 50, 75, 88, 100, 112, 125, 137, 150, 175 und 200 µg levothyroxinum natricum.

Jede der 12 Weichkapsel-Dosierungen ist mit zugehörigem Buchstabencode markiert, siehe «Packungen».

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Schilddrüsenhormonsubstitution für Erwachsene und Kinder bei Hypothyreose jeglicher Genese.

Kongenitale Hypothyreose.

Suppressions- und Substitutionstherapie bei Schilddrüsenmalignom, vor allem nach Thyreoidektomie.

Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung einer Hyperthyreose nach Erreichen der euthyreoten Funktionslage.

Schilddrüsensuppressionstest.

Tirosint kann zur Prophylaxe einer Rezidivstruma nach Resektion einer Struma mit euthyreoter Funktionslage angewendet werden.

Tirosint kann zur Therapie einer benignen Struma mit euthyreoter Funktionslage angewendet werden.

Dosierung/Anwendung

Die Tirosint Weichkapseln stehen in abgestuften Dosierungen von 13 µg bis 200 µg pro Kapsel zur Verfügung. Durch die Kombination von Weichkapseln verschiedener Dosierung lassen sich beliebige Tagesdosen individuell einstellen.

Die individuelle Tagesdosis wird durch labordiagnostische und klinische Untersuchungen ermittelt.

Die Dosierung ist dem Bedarf und dem Ansprechen des Patienten sorgfältig individuell anzupassen. Dabei richten sich die Anfangsdosis und eine allfällige Steigerung bis zur Erhaltungsdosis nach Alter und Allgemeinzustand des Patienten, sowie nach Schwere und Dauer des hypothyreoten Zustands. Die Schilddrüsenfunktion soll in regelmässigen Abständen und bei der Umstellung von einem anderen Schilddrüsenhormonpräparat kontrolliert werden.

Wenn unerwünschte Wirkungen wie Nervosität, Schlaflosigkeit, Durchfall, Glukosurie, Tremor, Adynamie, Schwitzen, Kopfschmerzen, starker Gewichtsverlust, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen und vereinzelte pektanginöse Beschwerden bei latent vorhandener Ischämie auftreten, ist die Dosis zu hoch oder die Dosissteigerung zu rasch; die Dosis muss herabgesetzt oder die Behandlung, während 1–2 Tagen unterbrochen und anschliessend mit einer niedrigeren Dosierung fortgesetzt werden.

Bei Vorliegen von oder Verdacht auf Herzerkrankungen wird empfohlen, vor Beginn der Therapie ein EKG durchzuführen.

Erwachsene: übliche Einzel- bzw. Tagesdosis

Hypothyreose: 25–50 µg/Tag initial, Steigerung in 2–4-wöchigen Abständen um 25–50 µg/Tag.

Erhaltungsdosis: 100–200 µg/Tag.

Prophylaxe bei Rezidivstruma: 75–200 µg/Tag.

Therapie der benignen Struma mit euthyreoter Funktionslage: 75–200 µg/Tag.

Begleittherapie bei thyreostatischer Behandlung der Hyperthyreose: 25–100 µg/Tag.

Thyreoidektomie wegen Schilddrüsenmalignom: 150–300 µg/Tag.

Schilddrüsensuppressionszintigramm mit Tirosint 200: 200 µg/Tag (14 Tage lang bis zur Durchführung des Szintigramms).

Tirosint 75/150: initial 75 µg/Tag über 14 Tage, danach 150 µg/Tag über weitere 14 Tage.

Spezielle Dosierungsanweisungen

Geriatrie und Patienten mit schweren Erkrankungen

Bei geriatrischen Patienten oder solchen mit seit langem bestehender oder schwerer Hypothyreose, aber auch bei Patienten, die an anderen Endokrinopathien oder an kardiovaskulären Erkrankungen (abnormales EKG) leiden, wird eine geringere Anfangsdosis (25 µg), eine vorsichtige Dosissteigerung in längeren Intervallen und unter häufiger Kontrolle der Schilddrüsenhormonkonzentration, sowie eine geringere Erhaltungsdosis als für eine vollständige Korrektur der TSH-Werte notwendig wäre, empfohlen.

Pädiatrie

Bei Kindern muss die Dosierung individuell festgelegt werden. Kinder benötigen höhere Dosen pro kg Körpergewicht als Erwachsene.

Die Tagesdosis beträgt im Alter von

1–5 Jahren: 75–100 µg (5–6 µg/kg).

6–12 Jahren: 100–150 µg (4–5 µg/kg).

Für Säuglinge unter 1 Jahr sind die Weichkapseln nicht geeignet.

Notwendige Dosissteigerungen sind im Abstand von 2–4 Wochen vorzunehmen.

Wegen des kritischen Einflusses von Schilddrüsenhormonen auf Wachstum und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist bei diesen Patienten einer raschen und vollständigen Substitution besondere Wichtigkeit beizumessen.

Kongenitale Hypothyreose

Zur Prophylaxe des Kretinismus sollte die höchstmögliche tolerierte Dosis gegeben werden, wobei bei primärer Hypothyreose eine Normalisierung des TSH-Werts angestrebt werden sollte.

Schwangerschaft

Zur Dosierung in der Schwangerschaft siehe unter «Schwangerschaft/Stillzeit».

Korrekte Art der Einnahme

Die gesamte Tagesdosis wird morgens nüchtern, mindestens ½ Stunde vor dem Frühstück unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen.

Therapiedauer

Bei Hypothyreose und Thyreoidektomie wegen Schilddrüsenmalignom zeitlebens, bei euthyreoter Struma und Strumarezidivprophylaxe einige Monate oder Jahre bis zeitlebens, bei Begleittherapie zur Behandlung der Hyperthyreose entsprechend der Dauer der thyreostatischen Medikation.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

Unbehandelte Nebennierenrindeninsuffizienz, unbehandelte Hypophyseninsuffizienz und unbehandelte Hyperthyreose, frischer Herzinfarkt, schwere Angina pectoris, Herzinsuffizienz mit gesteigerter Herzfrequenz, akute Myokarditis und akute Pankarditis.

Es gibt keinen Nachweis, dass Schilddrüsenhormone bei Übergewicht euthyreoter Personen eine gewichtsvermindernde Wirkung haben. Deshalb und da höhere Dosen schwere und sogar lebensbedrohende toxische Wirkungen verursachen können, ist Tirosint zur Behandlung von Obesitas kontraindiziert.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Vor Beginn einer Schilddrüsenhormontherapie sind folgende Krankheiten auszuschliessen, bzw. zu behandeln: Herzinsuffizienz, Angina pectoris, schwere generalisierte Gefässerkrankung, Hypertonie, Störungen der Hypophysen-/Nebennierenrindenfunktion, Schilddrüsenautonomie.

Bei sekundärer Hypothyreose muss die Ursache geklärt werden, z.B. ob gleichzeitig eine Nebennierenrindeninsuffizienz vorliegt. In diesem Fall muss zuerst mit Glucocorticoiden (Hydrocortison) behandelt werden.

Bei Verdacht auf Autonomie der Schilddrüse sollte ein TRH-Test oder ein Suppressionsszintigramm durchgeführt werden.

Patienten mit Koronarinsuffizienz, denen während einer Behandlung mit Tirosint zusätzlich Katecholamine (Adrenalin) verabreicht werden müssen, sind wegen eines erhöhten Risikos einer akuten Koronarinsuffizienz besonders sorgfältig zu überwachen (siehe «Interaktionen»).

Hinweise zu Patienten mit Diabetes und zu Patienten unter Antikoagulantien siehe «Interaktionen».

Interferenzen mit Labortests:

Biotin kann mit Schilddrüsen- Immunoassays interferieren, die auf einer Biotin/Streptavidin-Interaktion beruhen, was entweder zu falsch verminderten oder falsch erhöhten Testergebnissen führt. Das Risiko von Interferenzen steigt mit höheren Biotin-Dosen.

Bei der Interpretation der Ergebnisse von Labortests muss eine mögliche Biotin-Interferenz in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn eine mangelnde Übereinstimmung mit dem klinischen Bild festgestellt wird.

Bei Patienten, die biotinhaltige Produkte einnehmen, sollte das Laborpersonal informiert werden, wenn ein Schilddrüsenfunktionstest angefordert wird. Falls verfügbar, sollten alternative Tests, die nicht für Biotin-Interferenz anfällig sind, verwendet werden (siehe «Interaktionen»).

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Kapsel, das heisst, es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Interaktionen mit anderen Arzneimitteln

Antidiabetika

Die blutzuckersenkende Wirkung kann durch Levothyroxin vermindert werden. Bei Diabetikern ist deshalb vor allem zu Beginn einer Schilddrüsenhormontherapie der Blutzuckerspiegel regelmässig zu kontrollieren und die Dosierung des blutzuckersenkenden Arzneimittels ggf. anzupassen.

Herzglykoside

Levothyroxin verstärkt die Wirkung von Herzglykosiden (Dosierung anpassen).

Katecholamine, Sympathomimetika, trizyklische Antidepressiva, Phenytoin

Levothyroxin erhöht die Adrenozeptorenempfindlichkeit auf Katecholamine und beschleunigt den Wirkungseintritt von trizyklischen Antidepressiva. Die Wirkung von Sympathomimetika wird ebenfalls verstärkt. Die Phenytoin-Plasmaspiegel können durch Levothyroxin erhöht sein.

Cumarinderivate

Die Wirkung einer Therapie mit gerinnungshemmenden Stoffen kann verstärkt werden, da Schilddrüsenhormone Antikoagulantien aus ihrer Plasmaproteinbindung verdrängen. Bei Beginn und Absetzen einer gleichzeitigen Behandlung mit Schilddrüsenhormonen sind deshalb häufigere Kontrollen der Blutgerinnungsparameter erforderlich, ggf. ist die Dosierung des gerinnungshemmenden Arzneimittels anzupassen.

Weitere Arzneimittel

Levothyroxin kann durch Beschleunigung des Metabolismus die Wirkungsdauer anderer Arzneimittel verkürzen.

Einfluss von Arzneimitteln auf die Levothyroxin-Wirkung

Bei gleichzeitiger Gabe mit den nachfolgend genannten Arzneimitteln kann der Levothyroxin-Bedarf erhöht sein (ggf. mit entsprechender Erhöhung der TSH-Konzentration im Serum). Daher sollte zu Beginn und am Ende einer gleichzeitigen Behandlung der Schilddrüsenhormonspiegel engmaschig überwacht und ggf. die Levothyroxin-Dosis angepasst werden.

Betablocker, Glucocorticoide, jodhaltige Kontrastmittel, Propylthiouracil: durch Hemmung der peripheren Umwandlung von T4 zu T3

Chloroquin / Proguanil

Östrogene (hormonale Kontrazeptiva oder postmenopausale Hormonersatztherapie)

Sertralin

Tyrosinkinase-Inhibitoren (z.B. Imatinib, Sunitinib)

Sevelamer: Zu Beginn oder am Ende einer gleichzeitigen Behandlung sollten die Schilddrüsenhormonspiegel engmaschig überwacht und ggf. die Levothyroxin-Dosis angepasst werden.

Auch Sojaprodukte können die Resorption von Levothyroxin reduzieren. Zu Beginn oder am Ende einer mit Sojaprodukten supplementierten Ernährung kann daher eine Dosisanpassung von Levothyroxin notwendig sein.

Orale Kontrazeptiva

Gleichzeitige Einnahme von oralen Kontrazeptiva kann aufgrund einer Stimulation der TBG-Synthese einen erhöhten Bedarf von Levothyroxin bewirken.

Aluminium- und eisenhaltige Präparate, Calcium

Levothyroxin bildet mit Al-, Fe- und Ca-Ionen schwerlösliche Komplexe. Dadurch wird die intestinale Resorption von Levothyroxin verringert. Arzneimittel, die Aluminium (z.B. Aluminiumhydroxid-haltige Antazida), Eisen oder Calciumcarbonat enthalten, sind daher erst in einem zeitlichen Abstand von mindestens 2 Stunden nach Tirosint einzunehmen.

Colestyramin, Colestipol

Colestyramin und Colestipol können Levothyroxin im Magen-Darm-Trakt binden und die Resorption stark verringern. Diese Substanzen sollten deshalb erst 4–5 Stunden nach der Einnahme von Levothyroxin verabreicht werden.

Salicylate, Furosemid, Clofibrat, orale Antikoagulantien, Phenylbutazon, Ritonavir enthaltende Arzneimittel (einschliesslich Ritonavir fixe Medikamentenkombinationen)

Levothyroxin kann durch Salicylate, Dicumarol, hohe Dosen Furosemid (250 mg), Clofibrat, Phenytoin und andere Substanzen aus der Plasma-Proteinbindung verdrängt und seine Wirkung dadurch erhöht werden. In der Praxis haben diese Verdrängungseffekte jedoch, abgesehen von ihrer Auswirkung auf den Schilddrüsenfunktionstest (siehe «Sonstige Hinweise») kaum klinische Bedeutung.

Es wurden Fälle nach der Markteinführung berichtet, die auf eine potenzielle Wechselwirkung zwischen Ritonavir enthaltenden Arzneimitteln und Levothyroxin hindeuten. Bei Patienten, die mit Levothyroxin behandelt werden, sollte zumindest im ersten Monat nach Beginn und/oder Ende der Ritonavir-Behandlung das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) kontrolliert werden.

Leberenzyminduktoren

Leberenzyminduzierende Arzneimittel wie Antikonvulsiva (Phenytoin, Carbamazepin und Phenobarbital), Produkte, die Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) enthalten und Rifampicin erhöhen den Metabolismus von Schilddrüsenhormonen (Wirkungsreduktion). Carbamazepin und Phenytoin können Levothyroxin andererseits aus der Plasmaproteinbindung verdrängen (Wirkungserhöhung). Durch letzteren Effekt kann die Entstehung von Herzrhythmusstörungen begünstigt werden.

Amiodaron, Propranolol

Amiodaron und Propranolol können den Abbau von Levothyroxin verzögern (verlängerte Wirkungsdauer).

Lithiumsalze und Iodide

Lithiumsalze und Iodide hemmen die Ausschüttung von Thyroxin aus der Schilddrüse und können so einen höheren Levothyroxinbedarf bei Hypothyreose vortäuschen.

Orlistat

Bei gleichzeitiger Einnahme von Levothyroxin und Orlistat kann eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und/oder eine verminderte Kontrolle der Hypothyreose auftreten. Dies könnte auf eine verminderte Aufnahme von Levothyroxin zurückzuführen sein.

Interferenzen mit Labortests

Biotin kann mit Schilddrüsen-Immunoassays interferieren, die auf einer Biotin/Streptavidin-Interaktion beruhen, was entweder zu falsch verminderten oder falsch erhöhten Testergebnissen führt (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Schilddrüsenhormone passieren die Plazentaschranke nur in geringem Ausmass. Die bisherige klinische Erfahrung hat keine Hinweise auf unerwünschte Wirkungen auf den Fötus ergeben.

Während der Schwangerschaft soll die Tirosint-Einnahme nicht unterbrochen werden. Da während der Schwangerschaft die Serum-Thyreotropinspiegel bei 75% der hypothyreoiden Patientinnen z.T. erheblich ansteigen können (aufgrund des thyroxinbindenden Globulins TBG), kann während der Schwangerschaft sogar eine höhere Thyroxindosis und eine entsprechende vorübergehende Neueinstellung der Dosierung indiziert sein.

Die Therapie von Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft bedarf engmaschiger Kontrolle der Schilddrüsenwerte und sollte nur von Spezialisten durchgeführt werden.

Stillzeit

Levothyroxin tritt in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über, doch sind dadurch bei physiologischen Dosen keine Wirkungen (z.B. einer Hyperthyreose oder Suppression der TSH-Sekretion) beim gestillten Säugling zu erwarten.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Tirosint hat keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, die Maschinen zu bedienen.

Unerwünschte Wirkungen

Im Falle einer zu hohen Dosierung oder bei zu schneller Dosissteigerung zu Beginn der Behandlung können Symptome auftreten, wie sie auch bei einer Überfunktion der Schilddrüse vorkommen, z.B. Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, pektanginöse Zustände, Tremor, innere Unruhe, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Hyperhidrosis, Gewichtsabnahme, Durchfall. In diesen Fällen sollte die Tagesdosis reduziert oder die Medikation für mehrere Tage unterbrochen werden. Sobald die Nebenwirkungen verschwunden sind, kann die Behandlung unter vorsichtiger Dosierung wieder aufgenommen werden.

Durch die Behandlung mit Levothyroxin kann eine bis dahin latent vorhandene Herzinsuffizienz manifest werden.

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Bei Überdosierung und Intoxikationen, aber auch bei zu schneller Steigerung der Dosis zu Beginn der Behandlung treten Symptome einer mässigen bis schweren Stoffwechselsteigerung sowie hyperthyreotische Erscheinungen auf (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Eine Unterbrechung der Kapseleinnahme und Kontrolluntersuchung werden empfohlen. Bei extremen Dosen (Suizidversuch) ist eine symptomatische Behandlung angezeigt. Magenspülung oder Auslösen von Erbrechen ist nur innerhalb weniger Stunden nach Einnahme der Überdosis angezeigt. Bei starken betasympathomimetischen Wirkungen können die Beschwerden durch Betarezeptorenblocker gemildert werden. Andere Symptome können durch Gabe von Diazepam und/oder Chlorpromazin unter Kontrolle gebracht werden. Thyreostatika sind nicht angebracht, da die Schilddrüse bereits völlig ruhig gestellt ist. Eine Plasmapherese kann hilfreich sein.

Die akute Toxizität von Levothyroxin ist sehr gering. Bei Vergiftungen (Suizidversuchen) wurden Dosen bis 10 mg Levothyroxin komplikationslos vertragen. Mit ernsten Komplikationen muss nicht gerechnet werden, es sei denn, dass eine koronare Herzkrankheit besteht.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

H03AA01

Wirkungsmechanismus

Die wichtigste pharmakologische Wirkung von exogenem Thyroxin ist die Steigerung der Metabolismusrate in den Geweben. Das in Tirosint enthaltene synthetische Levothyroxin ist in seiner Wirkung mit dem von der Schilddrüse vorwiegend gebildeten natürlich vorkommenden Schilddrüsenhormon identisch.

Die Hauptwirkung von Levothyroxin besteht in der Steigerung des Energieumsatzes im gesamten Organismus. Es beeinflusst den Stoffwechsel von Proteinen, Kohlenhydraten, Lipiden und erhöht die Wärmeproduktion. Der Wirkungsangriff erfolgt über spezifische Rezeptoren in Zellkernen, Mitochondrien und Mikrosomen.

Nach oraler Verabreichung unterscheiden sich Liothyronin (T3) und Levothyroxin (T4) in bezug auf den Wirkungseintritt und auch hinsichtlich der Wirkungsdauer nach Absetzen der Therapie. Die volle Wirkung von Levothyroxin wird 1–3 Wochen (Liothyronin: 24–72 Stunden) nach Beginn einer oralen Therapie erreicht, und hält nach Verabreichung der letzten Dosis 1–3 Wochen an (Liothyronin bis zu 72 Stunden).

Pharmakokinetik

Absorption

Nach oraler Nüchterneinnahme wird Levothyroxin aus dem Magen-Darm-Trakt zu etwa 80% resorbiert. Bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme ist die Absorption um bis zu 20% reduziert. Die maximale Konzentration nach einer einmaligen oralen Dosis von 600 µg in Form von Tirosint Weichkapseln beträgt 7 µg/dl und wird innerhalb von 2,2 Stunden nach oraler Einnahme erreicht.

Distribution

Levothyroxin wird zu mehr als 99% an Plasmaproteine gebunden, ca. 2⁄3 an das Thyroxin-bindende Globulin (TBG) und in ca. 1⁄3 an das Thyroxin-bindende Präalbumin. Das Verteilungsvolumen beträgt ca. 10–12 Liter. Levothyroxin passiert die Plazentaschranke nur in pharmakologisch unwirksamen Mengen und tritt auch nur in geringen Mengen in die Muttermilch über.

Metabolismus

Levothyroxin wird in der Peripherie teilweise zu Trijodthyronin (T3) dejodiert. Levothyroxin und Liothyronin werden zu weiteren, inaktiven Metaboliten dejodiert. In der Leber wird Thyroxin mit Glukonsäure und Sulfat konjugiert. Die Konjugate unterliegen einem enterohepatischen Kreislauf.

Elimination

Levothyroxin wird mit einer Halbwertszeit von ungefähr 7 Tagen beim Gesunden langsam ausgeschieden. Die extrarenale Dosisfraktion Q0 von Levothyroxin beträgt 1,0. Die Ausscheidung erfolgt vor allem über die Faeces. Die Plasmahalbwertszeit von Levothyroxin ist bei Hypothyreose verlängert (9–10 Tage), bei Hyperthyreose erniedrigt (3–4 Tage).

Kinetik spezieller Patientengruppen

In der Östrogentherapie und in der Schwangerschaft wird eine Zunahme der Bindungskapazität der Plasmaproteine und somit eine verlängerte Plasmahalbwertszeit nachgewiesen. Sie kann aber bei ausgeprägter Hypoproteinämie (Leberzirrhose) oder im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen oder mit Arzneimitteln auch reduziert sein.

Aufgrund der hohen Bindung an Plasmaproteine erscheint Levothyroxin nur in geringen Mengen im Hämodialysat.

Präklinische Daten

Bei sachgemässer Anwendung sind keine toxischen Effekte zu erwarten.

Sonstige Hinweise

Beeinflussung diagnostischer Methoden

Schilddrüsenhormon-spezifische Nachweismethoden werden durch zahlreiche Arzneimittel sowie durch pathologische und physiologische Bedingungen beeinflusst. Dazu zählen: Östrogene (Erhöhung von TBG), Androgene und Kortikosteroide (Senkung von TBG), Salyzilate und Phenylbutazon (Verdrängung aus der Plasmaproteinbindung), Hepatitis, Schwangerschaft.

Levothyroxin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Dies ist bei der Untersuchung der Schilddrüsenfunktion von Säuglingen zu beachten.

Haltbarkeit

Tirosint darf nur bis zu dem mit «Exp» auf der Packung bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise

Bei Raumtemperatur (15–25 °C), in der Originalpackung, vor Licht geschützt und ausser Reichweite von Kindern lagern.

Zulassungsnummer

57455 (Swissmedic).

Packungen

Tirosint 13 µg (mit A markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 25 µg (mit E markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 50 µg (mit G markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 75 µg (mit H markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 88 µg (mit J markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 100 µg (mit K markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 112 µg (mit M markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 125 µg (mit N markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 137 µg (mit P markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 150 µg (mit S markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 175 µg (mit U markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Tirosint 200 µg (mit Y markiert): 50 und 100 Weichkapseln [B]

Zulassungsinhaberin

IBSA Institut Biochimique SA, Lugano.

Stand der Information

März 2023.