Fachinformation

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Varivax®

MSD Merck Sharp & Dohme AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe

Varicella-Virus, Stamm Oka/Merck (lebend attenuiert, gezüchtet auf humanen, diploiden Zellen (MRC-5)).

Hilfsstoffe

Pulver: Saccharose, hydrolisierte Gelatine, Harnstoff, Natriumchlorid, Natriumglutamat, wasserfreies Natriummonohydrogenphosphat, Kaliumdihydrogenphosphat, Kaliumchlorid.

Weitere Bestandteile sind die nachfolgend aufgeführten Spuren herstellungsbedingter Rückstände: Neomycin, Restkomponenten von MRC-5-Zellen einschliesslich DNA und Proteinen, bovines Kälberserum aus dem MRC-5-Nährmedium.

Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke.

Eine Dosis enthält 0,96 mg Natrium und 0,04 mg Kalium.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Suspension zur Injektion (i.m. oder s.c.). Fertigspritze mit Lösungsmittel und Durchstechflasche mit Lyophilisat.

Totalvolumen der Behälter: 1 ml Fertigspritze mit Lösungsmittel und 3 ml Durchstechflasche mit Lyophilisat.

Eine Dosis (ca. 0,5 ml) des rekonstituierten Impfstoffes enthält: Varicella-Virus (Stamm Oka/Merck), ≥1'350 PBE (Plaque-bildende Einheiten).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Varivax ist indiziert zur aktiven Immunisierung gegen Varizellen (Windpocken) ab dem vollendeten 12. Lebensmonat (siehe Dosierung/Anwendung und Eigenschaften/Wirkungen).

Varivax kann unter besonderen Umständen auch Säuglingen ab einem Alter von 9 Monaten verabreicht werden, z.B. wenn eine Impfung in den nationalen Impfprogrammen vorgesehen ist

oder in epidemischen Situationen (siehe Dosierung/Anwendung, Interaktionen und Eigenschaften/Wirkungen).

Varivax kann auch an empfängliche Personen im Rahmen der postexpositionellen Varizellen-Prophylaxe verabreicht werden. Eine Impfung innerhalb von 3 Tagen nach Exposition kann den Ausbruch einer klinisch manifesten Infektion verhindern oder ihren Verlauf mildern. Darüber hinaus stehen in begrenztem Umfang Daten zur Verfügung, die belegen, dass auch eine Impfung bis zu 5 Tagen nach Exposition den Verlauf der Infektion mildern kann (siehe Eigenschaften/Wirkungen).

Varivax sollte gemäss den offiziellen Impfempfehlungen angewendet werden.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung

Kinder unter 9 Monaten

Varivax sollte nicht bei Kindern unter 9 Monaten angewendet werden.

Kinder ab 9 bis 12 Monate

In Situationen, in denen die Impfung im Alter zwischen 9 und 12 Monaten durchgeführt wird, ist eine zweite ca. 0,5 ml Dosis erforderlich, die nach einem Intervall von mindestens 3 Monaten verabreicht werden sollte (siehe Eigenschaften/Wirkungen).

Kinder ab 12 Monate bis 12 Jahre

Kinder ab 12 Monate bis zu einem Alter von 12 Jahren erhalten 2 Dosen von ca. 0,5 ml, um einen optimalen Schutz vor Varizellen zu gewährleisten (siehe Eigenschaften/Wirkungen). Zwischen der ersten und zweiten Dosis Varivax muss ein Mindestabstand von einem Monat eingehalten werden. In klinischen Studien betrugen die Abstände zwischen den Dosen 1 Monat bis 6 Jahre (siehe Eigenschaften/Wirkungen).

Personen ab dem vollendeten 12. Lebensmonat bis zum vollendeten 13. Lebensjahr mit asymptomatischer HIV-Infektion [CDC Klasse 1] und einem altersspezifischen CD4+-T-Lymphozyten-Prozentanteil von ≥25 % sollten zwei Dosen von ca. 0,5 ml im Abstand von 12 Wochen erhalten.

Personen ab 13 Jahren

Jugendliche ab dem vollendeten 13. Lebensjahr und Erwachsene erhalten zwei Dosen von ca. 0,5 ml im Abstand von 4 bis 8 Wochen. Wenn die Verabreichung der ersten Dosis länger als 8 Wochen zurückliegt, sollte die zweite Dosis baldmöglichst gegeben werden. Möglicherweise ist ein Teil der geimpften Personen erst nach Gabe der zweiten Dosis ausreichend geschützt.

Es sind Daten vorhanden, die eine Schutzwirkung von bis zu 9 Jahren nach Impfung belegen (siehe Eigenschaften/Wirkungen). Über die Notwendigkeit von Auffrischimpfungen kann jedoch bislang noch keine Aussage getroffen werden.

Soll Varivax an seronegative Patienten vor einer immunsuppressiven Therapie verabreicht werden, z.B. vor geplanter Organtransplantation oder in der Remissionsphase einer malignen Erkrankung, ist der Zeitpunkt der Impfung sorgfältig zu wählen. Das Zeitintervall nach der zweiten Impfdosis bis zum Eintreten der grösstmöglichen Schutzwirkung muss berücksichtigt werden (siehe Kontraindikationen, Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen sowie Eigenschaften/Wirkungen).

Ältere Patienten

Es liegen keine Daten zur Schutzwirkung oder Immunantwort nach Verabreichung von Varivax an seronegative Personen nach dem 65. Lebensjahr vor.

Art der Anwendung

Der Impfstoff darf ausschliesslich mit dem in der beigepackten Fertigspritze enthaltenen Wasser für Injektionszwecke rekonstituiert werden.

Dazu wird das in der Fertigspritze enthaltene Wasser für Injektionszwecke vollständig in die Durchstechflasche mit dem Pulver überführt und durch vorsichtiges Schütteln gründlich gemischt. Nach dem Auflösen wird der gesamte Inhalt der Durchstechflasche in dieselbe Fertigspritze aufgezogen.

Der Impfstoff wird intramuskulär oder subkutan verabreicht.

Bei Kindern, Adoleszenten und Erwachsenen ist der Impfstoff in den Bereich des Deltamuskels (an der Aussenseite des Oberarmes), bei Kleinkindern in den anterolateralen Bereich des Oberschenkels zu verabreichen.

Patienten mit Thrombozytopenie oder Gerinnungsstörungen wird der Impfstoff subkutan verabreicht.

Nicht intravenös oder intradermal injizieren.

Kontraindikationen

Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber einem Varizellen-Impfstoff oder einem der sonstigen Bestandteile einschliesslich Gelatine und Neomycin

Hämatologische Erkrankungen, Leukämie, Lymphome gleich welcher Art oder andere maligne Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems

Immunsuppressive Therapie (einschliesslich hoher Kortikosteroiddosen)

Personen mit humoraler oder zellulärer (angeborener oder erworbener) Immundefizienz, einschliesslich Personen mit Hypogammaglobulinämie sowie Personen mit AIDS, symptomatischer HIV-Infektion oder einer CDC Klasse 2 oder grösser bzw. einem altersspezifischen CD4+-T-Lymphozyten-Prozentanteil von <25 % (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen)

Personen mit angeborener oder erblicher Immundefizienz in der Familienanamnese, es sei denn, die Immunkompetenz des potentiellen Impflings ist nachgewiesen

Aktive, nicht behandelte Tuberkulose

Erkrankungen mit Fieber >38,5 °C; subfebrile Temperaturen (≤38,5 °C) sind jedoch keine Kontraindikation.

Schwangerschaft (siehe auch Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen sowie Schwangerschaft, Stillzeit).

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Wie bei allen als Injektion verabreichten Impfstoffen sollten für den Fall von seltenen anaphylaktischen Reaktionen nach Gabe des Impfstoffes geeignete medizinische Behandlungs- und Überwachungsmassnahmen bereit stehen.

Eine Synkope (Ohnmacht) manchmal in Verbindung mit Stürzen, kann nach oder sogar vor jeder Impfung auftreten, vor allem bei Jugendlichen als psychogene Reaktion auf die Nadelinjektion. Sie kann während der Erholungsphase von verschiedenen neurologischen Symptomen wie einer vorübergehenden Sehstörung, Parästhesie und tonisch-klonischen Bewegungen der Gliedmassen begleitet sein. Daher sollten geimpfte Personen nach der Impfung mit Varivax für ungefähr 15 Minuten beobachtet werden. Es ist wichtig, Massnahmen zu ergreifen, um Verletzungen infolge der Ohnmacht zu verhindern.

Wie andere Impfstoffe auch schützt Varivax nicht alle geimpften Personen vollständig vor einer natürlichen Infektion mit Windpocken. In klinischen Studien wurde nur die Schutzwirkung 6 Wochen nach einer Einzeldosis bei Impflingen bis zum vollendeten 13. Lebensjahr bzw. 6 Wochen nach der zweiten Dosis bei Personen ab dem vollendeten 13. Lebensjahr untersucht (siehe Eigenschaften/Wirkungen).

Wie bei anderen Impfstoffen kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber dem Wirkstoff, einem der Hilfsstoffe oder auch den Spuren herstellungsbedingter Rückstände wie Gelatine und Neomycin, Restkomponenten von MRC-5-Zellen einschliesslich DNA und Proteinen sowie Spuren von bovinem Kälberserum aus dem MRC-5-Nährmedium kommen.

Über Verträglichkeit und Wirksamkeit des Impfstoffes bei Impflingen ab dem vollendeten 12. Lebensmonat mit bekannter HIV-Infektion, mit oder ohne Anzeichen einer Immunsuppression, gibt es nur begrenzte Daten. Personen ab dem vollendeten 12. Lebensmonat bis zum vollendeten 13. Lebensjahr mit asymptomatischer HIV-Infektion [CDC Klasse 1] und einem altersspezifischen CD4+-T-Lymphozyten-Prozentanteil von ≥25 % können jedoch mit Varivax geimpft werden (siehe Kontraindikationen).

Nach der Impfung mit Varivax sollten über einen Zeitraum von 6 Wochen keine Salicylsäurehaltigen Präparate eingenommen werden (siehe Interaktionen).

Schwangerschaft und Stillzeit

Vor der Impfung von Frauen im gebärfähigen Alter muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Nach der Gabe von Varivax muss über einen Zeitraum von 3 Monaten sicher verhütet werden (siehe Schwangerschaft, Stillzeit). Darüber hinaus wird die Anwendung von Varivax bei stillenden Müttern nicht allgemein empfohlen (siehe Schwangerschaft, Stillzeit).

Übertragung

In einigen Fällen kann das Impfvirus von gesunden geimpften Personen mit oder ohne varizellenartigen Ausschlag auf gesunde empfängliche, auf schwangere und auf immunsupprimierte Kontaktpersonen übertragen werden (siehe Unerwünschte Wirkungen). Dabei wurden auch generalisierte Varizellen-Infektionen durch nachgewiesenes OKA/Merck-Impfvirus inkl. Meningitis bei immunkompetenten Kontaktpersonen beobachtet. Eine publizierte Studie zeigte eine Übertragung mit Nachweis des OKA/Merck-Impfvirus bei 4 von 88 Geschwistern, nachdem den geimpften Geschwistern (an Leukämie erkrankte Kinder) zuvor ein lebendattenuierter Varizellen-Impfstoff verabreicht worden war. Eine Serokonversion wurde in dieser Studie bei 15 gesunden Geschwistern gefunden, von denen 11 gesunde Geschwister einen varizellenartigen Ausschlag zeigten. In einem Fall wurde eine tertiäre Übertragung des OKA/Merck-Impfvirus beobachtet. Aus diesem Grund sollten geimpfte Personen möglichst bis zu 6 Wochen nach der Impfung enge Kontakte mit empfänglichen Hochrisiko-Personen vermeiden.

Falls der Kontakt mit Hochrisiko-Personen nicht vermieden werden kann, sollte vor Verabreichung des Impfstoffs das potentielle Risiko einer Übertragung des Impfvirus gegenüber dem Risiko der Ansteckung mit dem Varicella-Wildtyp bzw. dessen Übertragung abgewogen werden (siehe Unerwünschte Wirkungen).

Zu den empfänglichen Hochrisiko-Personen gehören:

·Immuninkompetente Personen (siehe Kontraindikationen).

·Schwangere Frauen ohne dokumentierte Windpocken-Anamnese oder ohne Laborbefunde, die eine frühere Infektion belegen (siehe Kontraindikationen sowie Schwangerschaft, Stillzeit).

·Neugeborene von Müttern ohne dokumentierte Windpocken-Anamnese oder ohne Laborbefunde, die eine frühere Infektion belegen (siehe Schwangerschaft, Stillzeit).

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosis, d.h. es ist nahezu «natriumfrei». Es enthält weniger als 1 mmol (39 mg) Kalium pro Dosis, d.h. es ist nahezu «kaliumfrei».

Interaktionen

Varivax darf nicht mit anderen Impfstoffen oder Arzneimitteln in der gleichen Spritze gemischt werden. Andere als Injektion verabreichte Impfstoffe oder Arzneimittel müssen in einer separaten Spritze und an unterschiedlichen Körperstellen verabreicht werden.

Andere Interaktionen

Gleichzeitige Gabe mit anderen Impfstoffen

Varivax wurde Kleinkindern gleichzeitig an unterschiedlichen Körperstellen mit Masern-, Mumps- und Röteln-Kombinationsimpfstoff, Haemophilus influenzae Typ b-Konjugatimpfstoff, Hepatitis B-Impfstoff, Diphtherie-, Tetanus-, Ganzkeim-Pertussis-Impfstoff und oralem Polio-Impfstoff verabreicht. Es gab keine Hinweise auf klinisch relevante Unterschiede in der Immunantwort auf die einzelnen Antigene, wenn sie gleichzeitig mit Varivax verabreicht wurden. Wird Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) nicht gleichzeitig mit Masern-Mumps-Röteln-Lebendimpfstoff verabreicht, sollte zwischen der Verabreichung der beiden Lebendimpfstoffe ein Abstand von einem Monat liegen. Abstände zu Impfungen mit inaktivierten Impfstoffen sind nicht notwendig.

Die gleichzeitige Gabe von Varivax mit Vier-, Fünf- oder Sechsfachimpfstoffen, die Diphtherie-, Tetanus- und azelluläre Pertussis (DTaP)-Impfstoffe enthalten, wurde nicht untersucht.

Nach Blut- oder Plasmatransfusionen oder nach Verabreichung von Immunglobulin vom Menschen bzw. Varicella-Zoster-Immunglobulin (VZIG) soll die Impfung um mindestens fünf Monate verschoben werden.

Die Verabreichung von Blutprodukten mit Varicella-Zoster-Virus-Antikörpern, einschliesslich VZIG oder andere Immunglobulin-Präparate, innerhalb eines Monats nach Gabe von Varivax kann die Immunantwort auf den Impfstoff abschwächen und damit seine Schutzwirkung verringern. Die Verabreichung derartiger Produkte sollte daher während eines Monats nach der Impfung vermieden werden, es sei denn, die Gabe ist unbedingt erforderlich.

Nach Impfung mit Varivax sollten über einen Zeitraum von 6 Wochen keine Salicylsäure-haltigen Präparate eingenommen werden, da nach der Anwendung von Salicylaten während einer natürlichen Varizellen-Infektion über das Auftreten des Reye-Syndroms berichtet wurde.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Es wurden keine Studien mit dem Impfstoff bei schwangeren Frauen durchgeführt. Es ist nicht bekannt, ob der Impfstoff bei Anwendung in der Schwangerschaft den Fötus schädigen oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Bei einer natürlichen Infektion mit Varizellen während der Schwangerschaft kann es jedoch zu Schädigungen des Fötus kommen, und es besteht ein erhöhtes Risiko für eine Herpes-zoster-Erkrankung im ersten Lebensjahr. Ausserdem können Neugeborene an einer schweren Form von Windpocken erkranken.

Daher dürfen Schwangere nicht mit Varivax geimpft werden (siehe Kontraindikationen). Vor der Impfung von Frauen im gebärfähigen Alter muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Nach der Gabe von Varivax muss über einen Zeitraum von 3 Monaten sicher verhütet werden.

Stillzeit

Wegen des theoretisch möglichen Risikos einer Übertragung des Impfvirus von der Mutter auf den Säugling, wird die Gabe von Varivax an stillende Mütter nicht allgemein empfohlen (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen). Ob stillende Mütter, die nie an Windpocken erkrankt waren oder nachweislich seronegativ auf Varizellen sind, nach Exposition geimpft werden sollen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es ist nicht zu erwarten, dass Varivax die Verkehrstüchtigkeit oder das Bedienen von Maschinen beeinträchtigt.

Unerwünschte Wirkungen

Allgemeines Verträglichkeitsprofil des Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck)

In klinischen Studien wurde Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) sowohl in der tiefgefrorenen als auch in der kühlschrankstabilen Formulierung an ca. 17'000 gesunde Probanden ab 12 Monaten subkutan verabreicht und diese nach jeder Dosis bis zu 42 Tage lang beobachtet. Bei seropositiven Personen besteht offensichtlich kein erhöhtes Risiko von unerwünschten Ereignissen nach Gabe von Varivax. Die Verträglichkeit des kühlschrankstabilen Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck) war derjenigen von früheren Formulierungen vergleichbar.

In einer Placebo-kontrollierten Doppelblind-Studie mit 956 gesunden Probanden im Alter von 12 Monaten bis 14 Jahre, von denen 914 nachweislich seronegativ gegen Varizellen waren, traten lediglich Schmerzen (26,7 % im Vergleich zu 18,1 %) und Rötung (5,7 % im Vergleich zu 2,4 %) an der Injektionsstelle sowie ein generalisierter Varizellen-artiger Hautausschlag (2,2 % im Vergleich zu 0,2 %) bei den Geimpften signifikant häufiger auf als in der Placebogruppe.

In einer klinischen Studie wurden 752 Kinder entweder intramuskulär (n=374) oder subkutan (n=378) mit Varivax geimpft. Das Nebenwirkungsprofil war bei beiden Anwendungsarten vergleichbar. Allerdings traten Reaktionen an der Injektionsstelle in der i.m.-Gruppe (20,9 %) weniger häufig auf als in der s.c.-Gruppe (34,3 %).

In klinischen Studien mit Kausalitätsbewertung an insgesamt 5'185 Probanden wurden die folgenden unerwünschten Ereignisse in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung berichtet; dabei wurden die nachstehenden Häufigkeitsangaben zu Grunde gelegt: Sehr häufig (≥1/10); Häufig (≥1/100, <1/10); Gelegentlich (≥1/1'000, <1/100); Selten (≥1/10'000, <1/1'000)

Gesunde Personen im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahre (1 Impfdosis):

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Häufig: Infektionen der oberen Atemwege.

Gelegentlich: Influenza, Gastroenteritis, Otitis, Otitis media, Pharyngitis, Varizellen, virales Exanthem, Virusinfektion.

Selten: Infektion, Candidasis, Grippe-ähnliche Erkrankung.

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Selten: Lymphadenopathie, Lymphadenitis, Thrombozytopenie.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Gelegentlich: Appetitlosigkeit.

Psychiatrische Erkrankungen

Häufig: Reizbarkeit.

Gelegentlich: Weinen, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen.

Erkrankungen des Nervensystems

Gelegentlich: Kopfschmerzen, Schläfrigkeit.

Selten: Apathie, Nervosität, Unruhe, Hypersomnie, verändertes Traumverhalten, Gefühlsschwankungen, unsicherer Gang, Fieberkrämpfe, Tremor.

Augenerkrankungen

Gelegentlich: Konjunktivitis.

Selten: Akute Konjunktivitis, vermehrter Tränenfluss, Lidödem, Irritationen.

Erkrankungen des Ohrs und des Innenohrs

Selten: Ohrenschmerzen.

Gefässerkrankungen

Selten: Extravasation.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich: Husten, Obstruktion der Nasen- und Atemwege, Rhinorrhoe.

Selten: Sinusitis, Niesen, Lungenstauung, Nasenbluten, Rhinitis, pfeifendes Atemgeräusch, Bronchitis, Infektionen der Atemwege, Pneumonie.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gelegentlich: Durchfall, Erbrechen.

Selten: Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Hämatochezie (Blutstühle), Ulcera in der Mundhöhle.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Häufig: Ausschlag, masern- oder rötelnartiger Ausschlag, varizellenartiger Ausschlag (im Mittel 5 Effloreszenzen).

Gelegentlich: Kontaktdermatitis, Windeldermatitis, Erythem, Miliaria rubra, Pruritus, Urtikaria.

Selten: Gesichtsröte, Bläschen, atopische Dermatitis, Ekzem, Akne, Herpes simplex, Quaddeln, Quetschung, Dermatitis, Arzneimittelexanthem, Impetigo, Hautinfektion, Masern.

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Selten: Gliederschmerzen, Muskelschmerzen, Schmerzen im Bereich der Hüfte, der Beine oder des Nackens, Steifheit.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Sehr häufig: Fieber (15,9 %).

Häufig: Rötung, Ausschlag, Schmerz/schmerzhafte Spannung/Schmerzhaftigkeit, Schwellung und varizellenartiger Ausschlag (im Mittel 2 Effloreszenzen an der Injektionsstelle).

Gelegentlich: Asthenie/Müdigkeit; Ekchymose, Hämatom und Verhärtung an der Injektionsstelle; Unwohlsein.

Selten: Ekzem, Knoten, Erwärmung, Quaddeln, Verfärbung, Entzündung, Steifheit, Verletzung und raue/trockene Haut an der Injektionsstelle, Ödem/Schwellung, Schmerz/schmerzhafte Spannung/Schmerzhaftigkeit, Wärmegefühl, Überwärmung, Einblutung durch Gefässpunktion.

Gesunde Personen von 12 Monaten bis 12 Jahre (es wurden 2 Dosen im Abstand von mindestens 3 Monaten verabreicht)

Über folgende, schwere unerwünschte Ereignisse wurde in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung mit einem Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) von Personen im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahre berichtet: Durchfall, Fieberkrämpfe, Fieber, postinfektiöse Arthritis, Erbrechen.

Systemische Reaktionen traten im Allgemeinen nach einer zweiten Dosis Varivax ebenso häufig oder weniger häufig auf als nach der ersten Dosis. Reaktionen an der Injektionsstelle (vor allem Erythem und Schwellung) waren nach einer zweiten Dosis häufiger (siehe Eigenschaften/Wirkungen).

Gesunde Personen ab 13 Jahren (die Mehrzahl erhielt 2 Dosen im Abstand von 4 bis 8 Wochen)

Bei Geimpften ab 13 Jahren wurde mit Ausnahme der schweren unerwünschten Ereignisse keine Kausalitätsbewertung durchgeführt. In klinischen Studien (1'648 Geimpfte) kam es jedoch in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung zu folgenden unerwünschten Ereignissen:

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Häufig: generalisierter Varizellen-artiger Ausschlag (im Mittel 5 Effloreszenzen).

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Sehr häufig: Fieber ≥37,7 °C (orale Messung) (10,2 %); Erythem an der Injektionsstelle (17,0 %), Schmerzhaftigkeit (25,9 %) und Schwellung (14,1 %).

Häufig: Ausschlag an der Injektionsstelle, Pruritus, generalisierter varizellenartiger Ausschlag (im Mittel 5 Effloreszenzen).

Gelegentlich: Ekchymose an der Injektionsstelle, Hämatom, Verhärtung, Taubheit, Erwärmung.

Selten: Schweregefühl, Hyperpigmentierung, Steifheit.

Ältere Personen

Während der klinischen Prüfungen wurden keine Unterschiede in der Verträglichkeit des Impfstoffes bei älteren Menschen (ab 65 Jahren) im Vergleich zu jüngeren Personen aufgezeigt.

Fälle von Herpes zoster in klinischen Studien

In klinischen Studien wurden 12 Fälle von Herpes zoster bei insgesamt 9'543 geimpften Personen im Alter von 12 Monaten bis 13 Jahre in einem Nachuntersuchungszeitraum von 84'414 Personen-Jahren berichtet. Daraus ergibt sich eine Häufigkeit von mindestens 14 Fällen pro 100'000 Personen-Jahren, verglichen mit 77 Fällen pro 100'000 Personen-Jahren nach Varicella-Wildtyp-Infektion. Bei 1'652 geimpften Personen ab 13 Jahren wurden 2 Fälle von Herpes zoster berichtet. Alle 14 Fälle verliefen leicht und ohne Folgeerscheinungen. Derzeit ist nicht bekannt, ob die Impfung mit Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) einen Langzeiteffekt im Hinblick auf das Auftreten von Herpes zoster hat, insbesondere bei Impflingen mit Varicella-Wildtyp-Exposition.

In einer anderen klinischen Studie bei Personen von 12 Monaten bis 12 Jahre wurden in der Gruppe, die eine Dosis des Impfstoffs erhalten hatte, zwei Fälle von Herpes zoster berichtet; in der Gruppe, die zwei Dosen erhalten hatte, wurde kein Fall von Herpes zoster berichtet. Die Geimpften wurden über einen Zeitraum von 10 Jahren nach der Impfung beobachtet.

Gleichzeitige Gabe von Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) mit anderen pädiatrischen Impfstoffen

Bei gleichzeitiger Verabreichung von Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) mit Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff (M-M-R-II) an Kleinkinder von 12 bis 23 Monaten wurde bei 26 bis 40 % Fieber berichtet (≥38,9 °C, entsprechend oraler Messung, im Zeitraum 0 bis 42 Tage nach der Impfung).

Klinische Studien nach der Zulassung

Die Kurzzeitverträglichkeit des Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck) wurde in einer Postmarketing-Studie bei etwa 86'000 Impflingen im Alter von 12 Monaten bis 13 Jahre und 3'600 Probanden ab 13 Jahren über einen Zeitraum von 30 bzw. 60 Tagen nach Impfung überprüft. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse in Zusammenhang mit der Impfung berichtet.

Unerwünschte Wirkungen nach Markteinführung

Im Rahmen der weltweiten Post-Marketing-Beobachtung wurden die im Folgenden aufgeführten Nebenwirkungen in zeitlichem Zusammenhang mit der Varivax-Impfung spontan berichtet. Da diese Angaben auf Spontanberichten aus einer Bevölkerungsgruppe unbekannter Grösse basieren, ist es nicht immer möglich, die Häufigkeit zuverlässig abzuschätzen oder einen Kausalzusammenhang mit der Impfung festzustellen. Dementsprechend wird die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen als «nicht bekannt» eingestuft.

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Enzephalitis*, Pharyngitis, Pneumonie*; Varizellen (durch den Impfstoff verursacht), Herpes zoster*.

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Aplastische Anämie; Thrombozytopenie (einschliesslich ITP), Lymphadenopathie.

Erkrankungen des Immunsystems

Anaphylaxie (einschliesslich anaphylaktischer Schock), angioneurotisches Ödem, Gesichtsödem und periphere Ödeme; Anaphylaxie bei Personen mit oder ohne Allergie in der Anamnese.

Erkrankungen des Nervensystems

Apoplexie; Krämpfe mit und ohne Fieber; Guillain-Barré-Syndrom; transverse Myelitis; Bell'sche Lähmung; Ataxie*; Schwindel/Benommenheit; Parästhesie; aseptische Meningitis, Meningitis, Synkope.

Augenerkrankungen

Nekrotisierende Retinitis (nur bei immunsupprimierten Patienten berichtet).

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Pneumonitis.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Übelkeit, Erbrechen.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Stevens-Johnson-Syndrom; Erythema exsudativum multiforme; Schönlein-Henoch-Purpura; sekundäre bakterielle Infektionen der Haut und der Weichteile, einschliesslich Impetigo und Zellulitis.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Reizbarkeit.

* Diese ausgewiesenen unerwünschten Ereignisse, die nach Gabe des Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck) berichtet wurden, treten auch nach einer Infektion mit Varicella-Wildtyp auf. Es finden sich weder in Postmarketing-Studien noch in Postmarketing-Erfahrungsberichten (siehe Eigenschaften/Wirkungen und Klinische Studien nach der Zulassung) Hinweise darauf, dass diese unerwünschten Ereignisse nach Impfung häufiger auftreten als bei Erkrankung durch den Varicella-Wildtyp.

 Mehr als die Hälfte der Fälle betraf PCR-nachgewiesene Infektionen mit dem Impfstamm Oka/Merck und wurden überwiegend bei anamnestisch immunkompetenten Personen beobachtet, die Jahre zuvor mit 1 oder 2 Dosen Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) geimpft worden waren. Die Infektionen mit dem Impfstamm Oka/Merck traten zwischen 20 Monaten bis zu 12 Jahren nach den Impfungen mit Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) auf.

Im Allgemeinen waren postvakzinale Hautausschläge, aus denen der Virusstamm Oka/Merck isoliert werden konnte, von leichter Form (siehe Eigenschaften/Wirkungen).

Übertragung

Mehr als 420 Fallberichte aus der Post-Marketing-Beobachtung (Stand September 2019), teilweise mit Nachweis des Impfstamms OKA/Merck mittels PCR-Methoden, sowie Daten einer publizierten Studie zeigen, dass das Impfvirus OKA/Merck in einigen Fällen von Geimpften (mit oder ohne varizellenartigen Ausschlag) auf Kontaktpersonen (Gesunde, Schwangere, immunsupprimierte Personen) übertragen werden kann. Generalisierte Varizellen-Infektionen durch nachgewiesenes OKA/Merck-Impfvirus inkl. Meningitis bei immunkompetenten Kontaktpersonen wurden ebenfalls beobachtet (siehe Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen).

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Über eine versehentliche Verabreichung von mehr als der empfohlenen Dosis des Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck) wurde berichtet (eine höhere Dosis als empfohlen, mehr als eine Dosis, ein zu kurzer Abstand zwischen den einzelnen Impfdosen). Dabei wurden folgende Ereignisse berichtet: Rötung an der Injektionsstelle, Schmerzhaftigkeit, Entzündung; Reizbarkeit; gastrointestinale Beschwerden (z.B. Hämatemesis, Miserere, Gastroenteritis mit Erbrechen und Durchfall); Husten und Virusinfektion. In keinem dieser Fälle kam es zu Langzeitfolgen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

J07BK01

Wirkungsmechanismus

Nicht zutreffend.

Pharmakodynamik

Nicht zutreffend.

Klinische Wirksamkeit

Klinische Wirksamkeit bei Kindern unter 12 Monaten

Die klinische Wirksamkeit wurde bei Impfungen, die im Alter von weniger als 12 Monaten durchgeführt wurden, nicht untersucht.

Ein-Dosen-Impfschema bei gesunden Personen von 12 Monaten bis 12 Jahren

In klinischen Studien mit früheren Formulierungen des Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck) in Dosen von ca. 1'000 bis 17'000 Plaque-bildenden Einheiten (PBE) war die Mehrheit der Impflinge nach einer Exposition mit dem Varicella-Wildtyp entweder vollständig gegen Windpocken geschützt oder erkrankte an einer leichteren Form.

Die Schutzwirkung des subkutan verabreichten Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck), beginnend ab Tag 42 nach der Impfung, wurde auf drei verschiedene Arten ermittelt:

1.in einer Placebo-kontrollierten Doppelblind-Studie über zwei Jahre (N=956; Effektivität 95 bis 100 %; 17'430 PBE)

2.durch die Bewertung des Schutzes vor Krankheit nach Exposition innerhalb des Haushalts in einem Beobachtungszeitraum von 7 bis 9 Jahren (N=259; Effektivität 81 bis 88 %; 1'000 bis 9'000 PBE)

3.durch einen Vergleich der Windpocken-Häufigkeit von Geimpften über einen Zeitraum von 7 bis 9 Jahren gegen historische Kontrollen von 1972 bis 1978 (N=5'404; Effektivität 83 bis 94 %; 1'000 bis 9'000 PBE)

Bei 9'202 Impflingen im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahren, die eine Dosis Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) erhalten hatten, wurde in einem Zeitraum von 13 Jahren in 1'149 Fällen eine Infektion beobachtet, die mehr als 6 Wochen postvakzinal auftrat. Von diesen 1'149 Fällen wurden 20 (1,7 %) als schwer eingestuft (Zahl der Effloreszenzen ≥300, Körpertemperatur ≥37,8°C, orale Messung). Verglichen mit dem Anteil von 36 % schwerer Fälle nach Infektion mit Varicella-Wildtyp bei den ungeimpften historischen Kontrollen, entspricht dies einem relativen Rückgang des Anteils schwerer Fälle von 95 %.

Untersuchungen zur postexpositionellen Varizellen-Prophylaxe durch Impfung innerhalb von 3 Tagen nach Exposition wurden anhand von zwei kleinen kontrollierten Studien durchgeführt. In der ersten Studie wurde nachgewiesen, dass keines der 17 Kinder nach Exposition innerhalb des Haushalts an Varizellen erkrankte, während 19 von 19 ungeimpften Kontaktpersonen erkrankten. In einer zweiten Placebo-kontrollierten Studie zur postexpositionellen Varizellen-Prophylaxe erkrankte 1 von 10 geimpften Kindern an Varizellen, im Vergleich zu 12 von 13 Kindern in der Placebo-Gruppe. In einer unkontrollierten Studie im Krankenhaus erhielten 148 Patienten, von denen 35 immundefizient waren, eine Dosis Varizellen-Impfstoff innerhalb von 3 Tagen nach Exposition und keiner der Geimpften erkrankte an Windpocken.

Publizierte Daten darüber, ob eine postexpositionelle Impfung auch nach 4 bis 5 Tagen noch vor Varizellen schützt, sind nur in begrenztem Umfang verfügbar. Es wurde eine Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie mit 26 empfänglichen Geschwistern von Kindern, die an Varizellen erkrankt waren, durchgeführt. Von 13 der geimpften Kinder erkrankten 4 (30,8 %) an Windpocken; von diesen waren 3 Kinder am Tag 4 bzw. 5 nach Exposition geimpft worden. Der Krankheitsverlauf war jedoch leicht (1, 2 und 50 Effloreszenzen). Im Gegensatz dazu entwickelten 12 von 13 Kindern (92,3 %) in der Placebo-Gruppe typische Windpocken (60 bis 600 Effloreszenzen). Demnach könnte auch eine Impfung 4 bis 5 Tage nach Exposition den Verlauf von Varizellen-Sekundärfällen mildern.

Zwei-Dosen-Impfschema bei gesunden Personen von 12 Monaten bis 12 Jahre

In einer klinischen Studie wurde die Wirksamkeit nach Verabreichung von 1 Dosis (N = 1'114) oder 2 Dosen im Abstand von 3 Monaten (N = 1'102) verglichen. Die geschätzte Wirksamkeit gegen Varizellen-Erkrankungen jeglichen Schweregrades betrug im Beobachtungszeitraum von 10 Jahren 94 % nach 1 Dosis und 98 % nach 2 Dosen (p < 0,001). Die kumulierte Häufigkeit von Varizellen-Erkrankungen im Beobachtungszeitraum von 10 Jahren lag bei 7,5 % nach 1 Dosis und bei 2,2 % nach 2 Dosen. Die Mehrzahl der gemeldeten Varizellen-Erkrankungen zeigte sowohl nach 1 als auch nach 2 Dosen einen leichten Verlauf.

Zwei-Dosen-Impfschema bei gesunden Personen ab 13 Jahren

Die Schutzwirkung nach Verabreichung von zwei Dosen im Abstand von 4 bis 8 Wochen an Personen ab 13 Jahren wurde durch die Bewertung des Schutzes nach Exposition innerhalb des Haushalts über einen Zeitraum von 6 bis 7 Jahren nach der Impfung untersucht. Die klinische Effektivitätsrate lag zwischen ca. 80 und 100 %.

Immunogenität des Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck)

Ein-Dosen-Impfschema bei gesunden Personen von 12 Monaten bis 12 Jahre

In klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Immunogenität des kühlschrankstabilen Impfstoffes vergleichbar ist mit den früheren Formulierungen.

Ein Antikörpertiter ≥5 gpELISA-Einheiten (gpELISA ist ein hochempfindlicher, nicht kommerziell erhältlicher Assay) 6 Wochen nach der Impfung konnte als ungefähres Korrelat für klinische Schutzwirkung belegt werden. Ob ein Antikörpertiter ≥0,6 gpELISA-Einheiten jedoch mit Langzeitschutz korreliert ist nicht bekannt.

Humorale Immunantwort bei Impflingen im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahren:

Serokonversion, basierend auf einer Nachweisgrenze, die im Allgemeinen ≥0,6 gpELISA-Einheiten entspricht, wurde bei 98 % von 9'610 empfänglichen Impflingen im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahren beobachtet, die Impfstoffdosen von 1'000 bis 50'000 PBE erhalten hatten. Varizellen-Antikörpertiter ≥5 gpELISA-Einheiten wurden bei etwa 83 % der Geimpften induziert.

Nach Verabreichung der kühlschrankstabilen Formulierung von Varivax (8'000 oder 25'000 PBE/Dosis) an 12 bis 23 Monate alte Kleinkinder wurden bei 93 % der Geimpften 6 Wochen postvakzinal Varizellen-Antikörpertiter ≥5 gpELISA-Einheiten induziert.

Humorale Immunantwort bei Personen ab 13 Jahren

In mehreren klinischen Studien mit 934 Probanden ab 13 Jahren, die mit Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) in Dosierungen von ca. 900 bis 17'000 PBE geimpft worden waren, lag die Serokonversionsrate (Antikörpertiter ≥0,6 gpELISA-Einheiten) nach einer Impfdosis zwischen 73 und 100 %; 22 bis 80 % der Geimpften hatten Antikörpertiter ≥5 gpELISA-Einheiten.

Nach Gabe von 2 Dosen des Impfstoffes an 601 Personen in einer Dosierung von ca. 900 bis 9'000 PBE lag die Serokonversionsrate zwischen 97 und 100 %; 76 bis 98 % der Geimpften hatten Antikörpertiter von ≥5 gpELISA-Einheiten.

Es gibt keine Daten zur Immunantwort nach Verabreichen von Varivax an Personen ab 65 Jahren, die seronegativ auf Varicella-Zoster-Virus sind.

Humorale Immunität entprechend Verabreichungsweg

In einer Vergleichsstudie mit 752 Studienteilnehmern, die Varivax entweder intramuskulär oder subkutan erhalten hatten, war die Immunogenität zwischen den beiden Applikationsarten vergleichbar.

Zwei-Dosen-Impfschema bei gesunden Personen von 12 Monaten bis 12 Jahren

In einer Multicenter-Studie erhielten gesunde Kinder von 12 Monaten bis 12 Jahren entweder 1 Dosis oder 2 Dosen Varivax subkutan verabreicht im Abstand von 3 Monaten. Die Ergebnisse bzgl. Immunogenität werden in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

 

Varivax
1-Dosen-Schema
(N = 1'114)

Varivax
2-Dosen-Schema
(N = 1'102)

 

6 Wochen nach der Impfung

6 Wochen nach der 1. Dosis

6 Wochen nach der 2. Dosis

Serokonversionsrate

98,9 % (882/892)

99,5 % (847/851)

99,9 % (768/769)

%-Anteil mit VZV Antikörpertitern ≥5 gpELISA-Einheiten/ml (Seroprotektionsrate)

84,9 % (757/892)

87,3 % (743/851)

99,5 % (765/769)

Geometrische Mittelwerte (gpELISA-Einheiten/ml)

12,0

12,8

141,5

 

Die Ergebnisse dieser und anderer Studien, in denen eine zweite Impfstoffdosis im Abstand von 3 bis 6 Jahren nach der ersten Dosis verabreicht wurde, zeigen eine signifikante Erhöhung der VZV-Antikörpertiter nach der zweiten Dosis. Die VZV-Antikörpertiter nach Verabreichung von 2 Dosen im Abstand von 3 bis 6 Jahren sind vergleichbar mit den VZV-Antikörpertitern nach Verabreichung von 2 Dosen im Abstand von 3 Monaten. Die Serokonversionsraten lagen sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Dosis bei nahezu 100 %. Die Seroprotektionsraten (≥5 gpELISA-Einheiten/ml) lagen bei ungefähr 85 % nach der ersten Dosis und 100 % nach der zweiten Dosis; der geometrische Mittelwert der Antikörperkonzentration (GMT-Wert) stieg nach der zweiten Dosis etwa um das 10-Fache (siehe Unerwünschte Wirkungen bzgl. Sicherheit).

Zwei-Dosen-Impfschema bei gesunden Personen im Alter von 9 bis 12 Monaten zum Zeitpunkt der ersten Dosis

Es wurde eine klinische Studie mit dem kombinierten Masern-, Mumps-, Röteln- und Varizellen-(Oka/Merck)-MMRV mit Varicella-Virus, Stamm Oka/Merck ≥9770 PBE vs Varivax mit Varicella-Virus, Stamm Oka/Merck ≥1350 PBE Impfstoff mit einem 2-Dosen-Impfschema durchgeführt, wobei die Dosen in einem Abstand von 3 Monaten an 1'620 gesunde Probanden verabreicht wurden, die zum Zeitpunkt der ersten Dosis zwischen 9 und 12 Monate alt waren. Das Sicherheitsprofil nach Verabreichung von Dosis 1 und 2 war im Allgemeinen für alle Altersgruppen vergleichbar. Die Analyse des Full Analysis Set (geimpfte Probanden unabhängig vom Antikörper-Titer bei Studienbeginn) zeigte, dass unabhängig vom Alter der Impflinge bei Verabreichung der ersten Dosis, nach Verabreichung von Dosis 2 Seroprotektionsraten von 100 % gegenüber Varizellen erzielt wurden. Die Seroprotektionsraten und geometrischen Mittelwerte der Titer (GMT) gegen Varizellen für den vollständigen untersuchten Datensatz sind in Tabelle 1 dargestellt. Das Full Analysis Set (FAS) (9 Monate alt n=523) war eine supportive Analyse der Studie MRV02C mit ProQuad, jedoch zeigte die Hauptanalyse in der Per Protokoll Population (PPP) ähnliche Ergebnisse in einer kleineren Population ausschliesslich baseline seronegativer Probanden (9 Monate alt n=220). Es liegen keine Daten mit Varivax in der Altersgruppe 9 Monate vor.

Tabelle 1

 

MMRV-Impfstoff
Dosis 1 mit 9 Monaten / Dosis 2 mit 12 Monaten
(N = 527)

MMRV-Impfstoff
Dosis 1 mit 11 Monaten / Dosis 2 mit 14 Monaten
(N = 480)

MMRV-Impfstoff
Dosis 1 mit 12 Monaten / Dosis 2 mit 15 Monaten
(N = 466)

 

6 Wochen nach 1. Dosis

6 Wochen nach 2. Dosis

6 Wochen nach 1. Dosis

6 Wochen nach 2. Dosis

6 Wochen nach 1. Dosis

6 Wochen nach 2. Dosis

Seroprotektions-rate gegen Varizellen [95 % CI]

(Titer ≥5 gpELISA-Einheiten/ml)

93,1 %

[90,6; 95,1]

100 %

[99,3; 100]

97,0 %

[95,1; 98,4]

100 %

[99,2; 100]

96,5 %

[94,4; 98.0]

100 %

[99,2; 100]

Geometrischer Mittelwert der Titer [95 % CI]

(gpELISA-Einheiten/ml)

12

[12; 13]

321

[293; 352]

15

[14; 15]

411

[376; 450]

15

[14; 15]

481

[441; 526]

 

Dauer der Immunität

Ein-Dosen-Schema bei Personen im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahren:

In klinischen Langzeitstudien mit gesunden Impflingen im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahren, die eine Einzeldosis des Impfstoffes erhalten hatten, waren 1 Jahr nach der Impfung bei 99,1 % (3'092/3'120) Varizellen-Antikörper (≥0,6 gpELISA-Einheiten) nachweisbar, nach 2 Jahren bei 99,4 % (1'382/1'391), nach 3 Jahren bei 98,7 % (1'032/1'046), nach 4 Jahren bei 99,3 % (997/1'004), nach 5 Jahren bei 99,2 % (727/733) und nach 6 Jahren bei 100 % (432/432).

Zwei-Dosen-Schema bei Personen von 12 Monaten bis 12 Jahren:

Bei Personen, die 2 Dosen erhalten hatten, waren während einer Nachbeobachtungszeit von 9 Jahren die GMT-Werte sowie der prozentuale Anteil von Probanden mit VZV-Antikörpertitern ≥5 gpELISA-Einheiten/ml (Seroprotektionsrate) im ersten Jahr nach der Impfung höher als bei Geimpften, die nur 1 Dosis erhalten hatten, und vergleichbar über den gesamten weiteren Beobachtungszeitraum. Die kumulierte Rate der VZV-Antikörper-Persistenz war bei beiden Impfschemata im Jahr 9 sehr hoch (99,0 % beim 1-Dosen-Schema, 98,8 % beim 2-Dosen-Schema).

Personen ab 13 Jahren:

In klinischen Langzeitstudien mit gesunden Probanden ab 13 Jahren, die zwei Dosen Varivax subkutan erhalten hatten, konnten 1 Jahr nach der Impfung bei 97,9 % (568/580) Varizellen-Antikörper (≥0,6 gpELISA-Einheiten) nachgewiesen werden, nach 2 Jahren bei 97,1 % (34/35), nach 3 Jahren bei 100 % (144/144), nach 4 Jahren bei 97,0 % (98/101), nach 5 Jahren bei 97,5 % (78/80) und nach 6 Jahren bei 100 % (45/45).

Nach Varicella-Wildtyp-Exposition wurde ein rapider Anstieg der Antikörpertiter bei geimpften Personen beobachtet. Dies könnte die in diesen Studien nachgewiesene lange Persistenz von Antikörpern erklären. Die Dauer der Immunität nach Gabe des Varizellen-Lebendimpfstoffes (Stamm Oka/Merck) ohne Varicella-Wildtyp-Exposition ist nicht bekannt (siehe Dosierung/Anwendung).

Das Vorhandensein eines immunologischen Gedächtnisses konnte durch Verabreichung einer Auffrischimpfung mit Varizellen-Lebendimpfstoff (Stamm Oka/Merck) 4 bis 6 Jahre nach der ersten Impfung bei 419 Personen nachgewiesen werden, die im Alter von 1 bis 17 Jahren die erste Dosis erhalten hatten. Der geometrische Mittelwert vor Verabreichung der Auffrischimpfung betrug 25,7 gpELISA-Einheiten/ml und stieg auf 143,6 gpELISA-Einheiten/ml etwa 7 bis 10 Tage nach der Auffrischimpfung an.

Pharmakokinetik

Absorption

Distribution

Metabolismus

Elimination

Nicht zutreffend.

Präklinische Daten

Herkömmliche präklinische Studien zur Sicherheit wurden nicht durchgeführt. Ausser zu den bereits in anderen Abschnitten beschriebenen Daten zur klinischen Sicherheit, ergeben sich keine weiteren Anhaltspunkte mit Relevanz für die klinische Sicherheit.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten

Da keine Verträglichkeitsstudien durchgeführt wurden, darf der Impfstoff nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Haltbarkeit

Der Impfstoff darf nur bis zu dem auf dem Behältnis mit dem Lyophilisat und auf der äusseren Umhüllung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Haltbarkeit nach Anbruch

Der Impfstoff sollte unmittelbar nach Rekonstitution verabreicht werden. Rekonstituierter Impfstoff kann jedoch, falls erforderlich, bis zu 30 Minuten bei +20 °C bis +25 °C aufbewahrt werden.

Der Impfstoff sollte über die Dauer der Zubereitung und Anwendung insgesamt nicht länger als 30 Minuten bei +20 °C bis +25 °C aufbewahrt werden.

Aufgelöster Impfstoff, der nicht innerhalb von 30 Minuten verwendet wurde, ist zu entsorgen.

Besondere Lagerungshinweise

Im Kühlschrank (2-8°C) lagern (kühlkettenpflichtig).

Nicht einfrieren.

Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

00688 (Swissmedic).

Packungen

Packung mit 1 Durchstechflasche mit Lyophilisat und 1 Fertigspritze mit Lösungsmittel.

Durchstechflasche

3 ml Durchstechflasche (Glasart I) mit Stopfen aus Butylgummi und Flip-off Verschluss (Aluminium).

Fertigspritze

1 ml Fertigspritze (Glasart I) mit Kolbenstopfen (Chlorbutylgummi) und Verschlusskappe (Styrol-Butadien-Kautschuk).

Abgabekategorie B (rezeptpflichtig)

Zulassungsinhaberin

MSD MERCK SHARP & DOHME AG, Luzern.

Stand der Information

September 2023

S-WPC-V210-I-ref-032023/RCN000025626-CH + WPC-V210-I-ref-042023/RCN000025848-CH