Fachinformation

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Salazopyrin®

Pfizer AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe

Sulfasalazinum.

Hilfsstoffe

Silica colloidalis anhydrica, povidonum, magnesii stearas, maydis amylum.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Tablette.

1 Tablette enthält 500 mg Sulfasalazin. Gelb-orangefarbene, runde Tabletten mit Prägung «KPh» auf der einen und «101» und Bruchrille auf der anderen Seite.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Entzündliche Erkrankungen im Dickdarm.

Kolitis ulcerosa, Morbus Crohn.

Dosierung/Anwendung

Salazopyrin muss je nach Schwere des Krankheitsbildes und der Verträglichkeit individuell dosiert werden.

Patienten, die Salazopyrin zum ersten Mal erhalten, sollten die Dosis schrittweise während der ersten Wochen erhöhen.

Patienten, die aufgrund der Tablettenwirkung im Magen mit Übelkeit reagieren, wird empfohlen, Salazopyrin EN magensaftresistente Filmtabletten anzuwenden oder die Dosis der Salazopyrin Tabletten zu verringern.

Akuttherapie (bei Auftreten eines Rezidivs)

Erwachsene

Schwere Schübe: 2-4 Tabletten 3-4-mal/Tag.

Mittelschwere und leichte Schübe: 2 Tabletten 3-4-mal/Tag.

Kinder ab 2 Jahren und Jugendliche

40-60 mg pro kg KG/Tag, aufgeteilt in 3-6 Einzeldosen.

Erhaltungstherapie (Rezidivprophylaxe)

Erwachsene

Im rezidivfreien Intervall der Kolitis ulcerosa beträgt die Erhaltungsdosis 2 Tabletten 2(-3)-mal/Tag. Die Behandlung mit dieser Dosis sollte unbegrenzt fortgesetzt werden, ausser bei einem Auftreten von Nebenwirkungen. Im Falle einer Verschlechterung des Krankheitsbildes wird die Dosis auf 2(-4) Tabletten 3-4-mal/Tag angehoben.

Kinder ab 2 Jahren und Jugendliche

20-30 mg/kg KG/Tag, aufgeteilt in 3-6 Einzeldosen.

Kinder (<2 Jahre)

Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern unter 2 Jahren ist nicht belegt. Die Anwendung dieses Arzneimittels bei Kindern unter 2 Jahren ist kontraindiziert.

Art der Anwendung

Die Dosis soll gleichmässig über den Tag verteilt und vorzugsweise zu den Mahlzeiten eingenommen werden.

Salazopyrin Tabletten besitzen eine Bruchrille. Die Tablette darf an der Bruchrille nur zur erleichterten Einnahme geteilt werden, nicht aber zur Dosierung einer Teildosis.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide und/oder Salicylate.

Akute intermittierende Porphyrie.

Ileus, höhergradige Leber- und Niereninsuffizienz.

Erkrankungen der blutbildenden Organe.

Patienten mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel.

Kinder unter 2 Jahren.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Mit Myelosuppression verbundene schwere Infektionen, einschliesslich Sepsis und Lungenentzündung, wurden beobachtet. Patienten, die während der Behandlung mit Sulfasalazin neu an einer Infektion erkranken, sollten engmaschig überwacht werden; im Falle einer schweren Infektion, sollte Sulfasalazin abgesetzt werden. Vorsicht ist angebracht, wenn die Anwendung von Sulfasalazin bei Patienten mit wiederkehrenden oder chronischen Infektionen in der Vorgeschichte bzw. mit bestehenden Beschwerden, welche sie für Infektionen prädisponieren, in Erwägung gezogen wird.

Die Patienten müssen vor und während der Behandlung unter medizinischer Aufsicht stehen: ein komplettes Blutbild einschliesslich Differenzialblutbild (Leukozyten) sowie Leberfunktionstests sollten vor Beginn der Sulfasalazin-Therapie sowie jede 2. Woche während der ersten 3 Behandlungsmonate durchgeführt werden. Vom 4. bis 6. Monat sollten die gleichen Tests einmal monatlich und danach alle 3 Monate bzw. nach Ermessen des Arztes durchgeführt werden.

Eine Untersuchung der Nierenfunktion (einschliesslich Urinstatus) sollte bei allen Patienten zu Beginn der Therapie und mindestens einmal monatlich während der ersten 3 Behandlungsmonate durchgeführt werden.

Bei normalem Befund sind 1-2-mal/Jahr oder beim Auftreten zusätzlicher Krankheitszeichen Kontrolluntersuchungen erforderlich.

Das Auftreten von Symptomen wie Halsweh, Fieber, Pallor, Purpura oder Gelbsucht während einer Behandlung mit Sulfasalazin kann auf eine Myelosuppression, Hämolyse oder Hepatotoxizität hinweisen. Wenn schwerwiegende toxische oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, sollte die Behandlung mit Salazopyrin sofort abgesetzt und die entsprechenden Laboruntersuchungen durchgeführt werden.

Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen können mit der Beteiligung innerer Organe wie Hepatitis, Nephritis, Myocarditis, Mononukleose ähnliches Syndrom (z.B. Pseudomononucleose), hämatologischen Auffälligkeiten (inkl. hämatophager Histiozytose) und/oder Pneumonitis inkl. eosinophiler Infiltration auftreten.

Bei Patienten mit schweren Allergien oder Asthma ist eine Behandlung mit Vorsicht aufzunehmen.

Salazopyrin sollte bei Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion oder Blutdyskrasien erst nach sorgfältiger Erwägung angewendet werden.

Nach Anwendung von Sulfasalazin wurden lebensbedrohliche Hautreaktionen (exfoliative Dermatitis, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, DRESS-Syndrom) beobachtet. Dabei besteht für Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse das höchste Risiko in den ersten Behandlungswochen, während das DRESS-Syndrom (Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms), gekennzeichnet durch die Symptome Ausschlag, Fieber, Eosinophilie und systemische Reaktionen wie Lymphadenopathie, Hepatitis, interstitielle Nephropathie oder interstitielle Lungenentzündung, mit einer Latenz von 2-6 (-12) Wochen nach Therapiebeginn auftreten kann.

Patienten sind über eventuelle Symptome zu informieren und müssen engmaschig auf Hautreaktionen überwacht werden.

Salazopyrin sollte bei den ersten Anzeichen von allergischen Hautreaktionen (z.B. Hautausschlag (Rash), häufig begleitet von Blasenbildung und Schleimhautläsionen, Fieber) abgesetzt werden.

Bei Patienten, bei denen während der Behandlung mit Sulfasalazin ein Stevens-Johnson-Syndrom, eine toxische epidermale Nekrolyse oder ein DRESS-Syndrom aufgetreten ist, darf die Behandlung mit Sulfasalazin zu keinem Zeitpunkt wieder aufgenommen werden.

Oral verabreichtes Sulfasalazin inhibiert die Absorption und den Metabolismus von Folsäure und kann Folsäuremangel auslösen. Veränderungen im Blutbild, die auf Folsäuremangel zurückzuführen sind (z.B. Makrozytose und Panzytopenie), können durch die Gabe von Folsäure (Leucovorin) normalisiert werden.

Patienten mit einem Glukose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel, müssen besonders auf Anzeichen einer hämolytischen Anämie untersucht werden.

Sulfasalazin verursacht Kristallurie und Bildung von Nierensteinen, daher ist auf eine ausreichende Flüssigkeitseinnahme zu achten.

Sulfasalazin bzw. seine Metaboliten können die UV-Absorption, insbesondere bei 340 nm, stören und mit Labor-Testverfahren interferieren, bei denen Nicotinamid-Adenindinukleotid [NAD(H)] oder Nicotinamid-Adenindinukleotidphosphat [NADP(H)] verwendet wird. Dies kann zu falschen - zu hohen bzw. zu niedrigen - Messresultaten führen. Bei Patienten, die Sulfasalazin erhalten, sollen derartige Laborergebnisse daher mit Vorsicht interpretiert werden, siehe «Interaktionen». Wird eine Interaktion vermutet, ist das Prüflabor hinsichtlich der verwendeten Methodik zu konsultieren.

Interaktionen

Bei gleichzeitiger Verwendung mit Salazopyrin wurde eine reduzierte Absorption von Folsäure und Digoxin beobachtet.

Sulfasalazin und Eisen bilden Chelate. Dadurch kommt es zu einer Absorptionsverminderung für Sulfasalazin, nicht aber für den Metaboliten Sulfapyridin.

Die gleichzeitige Gabe von Antibiotika (nachgewiesen für Ampicillin, Neomycin, Rifampicin, Ethambutol) kann durch eine Schädigung der Darmflora die bakterielle Aufspaltung verringern. Dies führt zu einem niedrigeren Plasmaspiegel an Sulfapyridin, einer Verringerung der lokalen Konzentration von 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) im Dickdarm und einer erhöhten Ausscheidung von Sulfasalazin mit den Faeces.

Anionenaustauscher wie Colestipol oder Colestyramin binden im Darm sowohl Sulfasalazin wie auch seine Metaboliten.

Der Abbau oraler Antikoagulantien wie Phenprocoumon über die Leber kann beeinträchtigt sein. Bei gleichzeitiger Einnahme sind besondere Vorsicht und eine regelmässige Überwachung des Gerinnungsstatus notwendig.

Die gleichzeitige Anwendung von Ciclosporin und Sulfasalazin kann zu verringerten Ciclosporinspiegeln führen und eine Überprüfung bzw. Anpassung der Dosierung erforderlich machen. Ursache hierfür ist wahrscheinlich die Induktion von Cytochrom P450.

Die gleichzeitige Einnahme von Methotrexat und anderen Arzneistoffen mit hoher Proteinbindung kann die gastrointestinalen Nebenwirkungen dieser Arzneimittel verstärken.

Bei gleichzeitiger Verabreichung mit Sulfonylharnstoffen kann deren blutzuckersenkender Effekt verstärkt werden.

Eine verringerte Immunreaktion nach Gabe von Typhus-Lebendimpfstoff ist möglich. Zwischen der Einnahme von Sulfasalazin und der Anwendung eines Typhus-Lebendimpfstoffes wird daher ein Anstand von mindestens 24 h empfohlen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Salazopyrin und Mercaptopurin bzw. Azathioprin kann es via Hemmung der Thiopurin-Methyltransferase ebenfalls zu Wechselwirkungen kommen.

In mehreren Fällen wurde bei Patienten, welche Sulfasalazin bzw. seinem Metaboliten 5-ASA ausgesetzt waren, über eine mögliche Störung von Normetanephrin-Messungen (HPLC) im Urin berichtet, was zu falsch positiven Resultaten führte.

Sulfasalazin bzw. seine Metaboliten können die UV-Absorption, insbesondere bei 340 nm, stören und mit Labor-Testverfahren, bei denen NAD(H) oder NADP(H) verwendet und die UV-Absorption in etwa diesem Wellenlängenbereich gemessen wird, interferieren. Beispiele hierfür sind Testverfahren, mit denen die Alanin-Aminotransferase (ALT), die Aspartat-Aminotransferase (AST), die Kreatinkinase Muskel/Gehirn (CK-MB), die Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Ammoniak, Thyroxin oder Glukose bestimmt wird. Das Prüflabor ist hinsichtlich der verwendeten Methodik zu konsultieren. Bei Patienten, die Sulfasalazin erhalten, sollten diese Laborwerte mit Vorsicht interpretiert werden; die Ergebnisse sollten in Verbindung mit den klinischen Befunden interpretiert werden siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für den Fötus gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen.

Frauen mit Kinderwunsch sollten eine inaktive Phase der Erkrankung abwarten. Sulfasalazin kann zu Folsäure-Resorptionsstörungen führen. Da Folsäuremangel als Auslöser für Neuralrohr-Defekte (Anenzephalie, Spina bifida) und anderen Fehlbildungen diskutiert wird, ist bei gebärfähigen Frauen und während des ersten Trimesters der Schwangerschaft eine Folsäure-Supplementierung anzuraten. Sulfasalazin sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig notwendig.

Stillzeit

Die Konzentration von Sulfasalazin in der Muttermilch ist niedrig.

Etwa 40% der mütterlichen Serumkonzentration von Sulfapyridin tritt in der Muttermilch auf. Das Risiko von negativen Effekten ist aber bei therapeutischen Salazopyrin Dosen gering, da Sulfapyridin eine geringe Bilirubin-Verdrängungskapazität aufweist.

Bei Kindern, die von Sulfasalazin behandelten Müttern gestillt wurden, wurden Blutstühle oder Durchfall beobachtet. In den Fällen, in denen über den weiteren Verlauf berichtet wurde, verschwanden die Blutstühle oder der Durchfall beim Säugling nach Absetzen von Sulfasalazin bei der Mutter. Während der Anwendung von Salazopyrin soll daher nicht gestillt werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Nach der Anwendung von Salazopyrin können Schwindel, Kopfschmerzen oder Erbrechen auftreten (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Aufgrund dessen kann die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, beeinträchtigt sein. Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt.

Unerwünschte Wirkungen

Die unerwünschten Wirkungen sind nach Organklassen und Häufigkeitsgraden gegliedert, unter Berücksichtigung folgender Definition: «sehr häufig» (≥10%); «häufig» (≥1/100, <1/10); «gelegentlich» (≥1/1000, <1/100); «selten» (≥1/10'000, <1/1000); «sehr selten» (<1/10'000); «Häufigkeit nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).

Bei der peroralen Zufuhr von Sulfasalazin treten bei etwa einem Drittel der Patienten Nebenwirkungen auf, meist als Magen-Darm-Symptome oder Kopfschmerzen. Einige Nebenwirkungen sind dosisbedingt, und die Symptome können durch Dosisreduktion gelindert werden. Zirka 75% der Nebenwirkungen treten in den ersten 3 Monaten nach Behandlungsbeginn auf.

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Häufig: Folsäuremangelanämie (häufig Megaloblastose und Makrozytose), Leukopenie.

Gelegentlich: Panzytopenie, hämolytische Anämie, Methämoglobinämie, Thrombozytopenie, Agranulozytose (innerhalb der ersten 3 Monate nach Behandlungsbeginn).

Selten: Aplastische Anämie, Agranulozytose (Langzeitbehandlung), Plasmozytose, Myelosuppression, Eosinophilie.

Sehr selten: myelodysplastisches Syndrom.

Häufigkeit nicht bekannt: Pseudomononucleose.

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich: Induktion von Autoantikörpern, Hypogammaglobulinämie, systemischer Lupus erythematodes.

Selten: Serum-Krankheit, Periorbitales Ödem.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig: Appetitverlust.

Häufigkeit nicht bekannt: Folat-Mangel.

Psychiatrische Erkrankungen

Gelegentlich: Depression.

Sehr selten: Psychose.

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: Kopfschmerzen.

Häufig: Schwindel, Störungen des Geschmackssinns.

Gelegentlich: Tinnitus, Parästhesien, Störungen des Geruchssinns.

Selten: Enzephalopathie, periphere Neuropathie, Aseptische Meningitis, metallischer Geschmack.

Augenerkrankungen

Gelegentlich: allergische Konjunktivitis.

Selten: Gelbfärbung der Augen.

Sehr selten: Gelbfärbung von Kontaktlinsen.

Herzerkrankungen

Gelegentlich: Palpitationen, Tachykardie.

Selten: Perikarditis, Myokarditis.

Gefässerkrankungen

Gelegentlich: Hypertonie.

Sehr selten: Raynaud-Syndrom.

Häufigkeit nicht bekannt: Pallor.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Häufig: Husten.

Gelegentlich: Bronchialasthma, Dyspnoe.

Selten: fibrosierende Alveolitis, eosinophile Pneumonie.

Sehr selten: Bronchiolitis obliterans.

Häufigkeit nicht bekannt: Interstitielle Lungenerkrankung, oropharyngeale Schmerzen.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig: Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Dyspepsie, Magenbeschwerden.

Häufig: Erbrechen, Diarrhoe.

Gelegentlich: Blähungen.

Selten: Pankreatitis, Stomatitis.

Sehr selten: Exazerbation einer remittierrenden Kolitis ulcerosa, pseudomembranöser Kolitis.

Leber- und Gallenerkrankungen

Häufig: Erhöhung der Leberenzyme.

Gelegentlich: Ikterus.

Selten: Hepatitis.

Sehr selten: fulminante Hepatitis (potentiell mit letalem Ausgang).

Häufigkeit nicht bekannt: Meldungen bezüglich Hepatotoxizität, einschliesslich erhöhter Leberwerte (SGOT/AST, SGPT/ALT, GGT, LDH, alkalische Phosphatase, Bilirubin), Ikterus, cholestatischem Ikterus, Zirrhose und möglichen hepatischen Zellschäden einschliesslich Lebernekrose, fulminanter Hepatitis und Leberversagen. Einige dieser Fälle endeten tödlich. Ein Fall eines Kawasaki-ähnlichen Syndroms, welches hepatische Funktionsänderungen miteinschloss, wurde ebenfalls gemeldet.

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Häufig: Exanthem, Urtikaria, Erythem, Pruritus, Purpura.

Gelegentlich: Quincke-Ödem, Photosensibilität, Enanthem, Alopezie.

Selten: Zyanose, Dermatitis exfoliativa, Lichen planus, akute generalisierte exanthemische Pustulose, gelb-orange Verfärbung der Haut.

Sehr selten: Toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom), Stevens-Johnson-Syndrom, DRESS-Syndrom (Hautreaktion mit Eosinophilie und systemischen Symptomen, teilweise Reaktionen ähnlich einer Mononucleosis infectiosa oder Serumkrankheit).

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Häufig: Arthralgie, Sjögren Syndrom.

Gelegentlich: Muskelschwäche.

Selten: Myalgie.

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Häufig: Proteinurie.

Selten: Nephrotisches Syndrom, Hämaturie, Kristallurie, interstitielle Nephritis, gelborange Verfärbung des Urins.

Häufigkeit nicht bekannt: Nephrolithiasis.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Sehr häufig: Oligospermie und Sterilität wurden bei Männern, die mit Salazopyrin behandelt wurden, beobachtet. Nach Absetzen des Medikamentes verschwanden diese Effekte wieder.

Allgemeine Erkrankungen

Sehr häufig: Müdigkeit.

Häufig: Fieber, Schläfrigkeit, Benommenheit, Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit.

Gelegentlich: Gesichtsödeme, allgemeines Schwächegefühl.

Häufigkeit nicht bekannt: Gelbfärbung von Körperflüssigkeiten.

Untersuchungen

Selten: Anstieg antinukleärer Antikörper (ANA).

Hinweise

Dosisabhängig sind die häufigen Nebenwirkungen des Gastrointestinaltraktes, möglicherweise auch Schwindel, Kopfschmerzen, Tinnitus, Proteinurie, Hämaturie und Kristallurie. In diesen Fällen kann eine Dosisreduktion eine Linderung der Symptome bewirken. Ebenfalls scheinen gewisse hämatologische Symptome (Makrozytose, hämolytische Anämie, Leukopenie) dosisabhängig zu sein. Diese Symptome sind allerdings nicht zu verwechseln mit einer Agranulozytose oder einer aplastischen Anämie, bei denen Salazopyrin auf jeden Fall abgesetzt werden muss.

Eine Gelbfärbung der Haut und Körperflüssigkeiten kann auftreten, ebenfalls eine gelbe Verfärbung von weichen Kontaktlinsen.

Im Einzelfall kann es schwierig sein, Nebenwirkungen von der Grunderkrankung (Kolitis ulcerosa, M. Crohn) abzugrenzen, da die Symptome zum Teil sehr ähnlich sind.

Fälle von aseptischer Meningitis sind bisher nur bei Patienten, die Sulfasalazin zur Behandlung der chronischen Polyarthritis einnahmen, beobachtet worden.

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Sulfasalazin-Dosen bis zu 16 g pro Tag wurden Patienten verabreicht, ohne dass dies zum Tod führte; über eine Intoxikation eines Erwachsenen mit tödlichem Ausgang (Sulphhämoglobinämie und Methämoglobinämie) nach Aufnahme von 43 g/24 h wurde berichtet.

Anzeichen und Symptome

Symptome einer Überdosierung können sein: Übelkeit, Erbrechen, Magenbeschwerden und Bauchschmerzen. In gravierenderen Fällen können auch ZNS Symptome wie Benommenheit und Konvulsionen vorkommen. Es hat sich gezeigt, dass Inzidenz und Schwere der Toxizität direkt mit der Serumkonzentration an Sulfapyridin korrelierbar sind. Die Serumkonzentration von Sulfapyridin kann daher als Marker verwendet werden, um die Erholung von einer Überdosierung zu verfolgen.

Behandlung

Vorgehen im Bedarfsfall: Magenspülung oder Erbrechen plus Abführen falls indiziert. Alkalisieren des Urins. Bei normaler Nierenfunktion forcierte Flüssigkeitszufuhr. Liegt Anurie vor, Einschränkung von Flüssigkeits- und Salzzufuhr und adäquate Behandlung. Das niedrige Molekulargewicht von Sulfasalazin und seiner Metaboliten erleichtert die Entfernung mittels Dialyse.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

A07EC01

Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik

Salazopyrin dient zur Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Sulfasalazin und seine Hauptmetaboliten haben antiinflammatorische, immunsuppressive und antibakterielle Wirkungen und zeigen eine grosse Affinität zum Bindegewebe.

Sulfasalazin hat darüber hinaus ein breites Spektrum von Wirkungen in anderen biologischen Systemen.

Es ist jedoch schwierig, den Stellenwert der einzelnen pharmakologischen Wirkungen zu beurteilen, da die Ätiologie der Kolitis ulcerosa weitgehend unbekannt ist.

Klinische Wirksamkeit

Keine Angaben.

Pharmakokinetik

Absorption

Sulfasalazin wird nach oraler Gabe zu ca. 20% im Dünndarm resorbiert. Die höchste Serumkonzentration wird nach 3-6 h erreicht.

Distribution

Nach intravenöser Injektion beträgt das Verteilungsvolumen (VdSS) von Sulfasalazin 7.5±1.6 l. Sulfasalazin wird stark an Albumin gebunden (>99.3%), während Sulfapyridin nur zu ca. 70% an Albumin gebunden ist. Acetylsulfapyridin, der Hauptmetabolit von Sulfapyridin, wird zu ca. 90% an Plasmaproteine gebunden.

Metabolismus

Der grösste Teil der verabreichten Dosis Sulfasalazin erreicht den Dickdarm unmetabolisiert und wird dort durch die Kolon-Bakterien in die Metaboliten Sulfapyridin und 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) gespalten.

Sulfapyridin wird wieder aufgenommen, in der Leber teilweise acetyliert und hydroxyliert sowie an Glucuronsäure konjugiert. Der grösste Teil des Sulfapyridins wird dann im Urin ausgeschieden.

Nicht-acetyliertes Sulfapyridin wird an Serumeiweiss gebunden und erreicht die höchsten Serumwerte nach 12 h. Erst nach 3 Tagen ist kein Sulfapyridin mehr im Serum nachweisbar.

Insgesamt lassen sich innerhalb von 3 Tagen nach einer Einzelgabe von 2 g Salazopyrin Tabletten ungefähr 80% (70-90%) der gegebenen Dosis als Gesamtmolekül und Sulfapyridinmetaboliten im Urin nachweisen.

Elimination

Die mittlere Halbwertszeit nach einer Einzeldosis beträgt 5.7, nach wiederholten Dosen 7.6 h. Ein kleiner Teil der resorbierten Substanz wird mit dem Urin ausgeschieden, der Rest geht via Galle in den Dünndarm zurück (enterohepatischer Kreislauf). Die Serumspiegel fallen innerhalb von 2 Tagen nach Einnahme bis auf vernachlässigbare Mengen ab.

5-ASA wird in geringem Masse resorbiert. 15% der Dosis werden mit dem Urin ausgeschieden. Der grössere Anteil (75%) bleibt im Darm und wird mit dem Stuhl ausgeschieden.

Kinetik spezieller Patientengruppen

Patienten, die entsprechend ihrer genetischen Disposition langsam acetylieren, entwickeln höhere Serumkonzentrationen an freiem Sulfapyridin, und neigen damit leichter zu Nebenwirkungen.

Präklinische Daten

Mutagenität

Sulfasalazin erwies sich weder im Ames-Test (bakterieller Reversions-Mutationstest) noch im Lymphomzell-Test am HGPRT-Gen bei L51784 Mäusen als mutagen. Sulfasalazin zeigte jedoch mehrdeutige mutagene Reaktionen im Mikronukleus-Test an Knochenmark von Mäusen und Ratten und peripheren Erythrozyten von Mäusen sowie beim Schwesterchromatid-Austausch-, beim Chromosomenaberrations- und im Mikronukleus-Test mit menschlichen Lymphozyten.

Kanzerogenität

Zweijährige orale Kanzerogenitätsstudien wurden mit männlichen und weiblichen F344/N Ratten und B6C3F1 Mäusen durchgeführt. Sulfasalazin wurde an Ratten bei Dosen zu 84 (496 mg/m2), 168 (991 mg/m2) und 337.5 (1991 mg/m2) mg/kg/Tag getestet. Bei männlichen Ratten zeigte sich ein statistisch signifikant vermehrtes Auftreten des Übergangszellpapilloms in der Blase. Unter den weiblichen Ratten zeigten zwei (4%) der mit 337.5 mg/kg behandelten Ratten ein Übergangszellpapillom in der Niere. Das vermehrte Auftreten von Neoplasmen in Blase und Niere von Ratten war ausserdem mit einer vermehrten Bildung von Nierensteinen und mit Hyperplasie des Übergangszellepithels assoziiert. Bei Mäusen wurde Sulfasalazin bei 675 (2025 mg/m2), 1350 (4050 mg/m2) und 2700 (8100 mg/m2) mg/kg/Tag getestet. Hepatozelluläre Adenome oder Karzinome traten bei männlichen und weiblichen Mäusen bei allen Testdosen signifikant häufiger auf als bei den Kontrolltieren.

Reproduktionstoxizität

In Reproduktionsstudien an Ratten bei einer Dosis von 800 mg/kg/Tag (4800 mg/m2) konnte eine Beeinträchtigung der männlichen Fertilität beobachtet werden. Bei Männern, welche mit Sulfasalazin behandelt wurden, wurde von Oligospermie und Infertilität berichtet. Diese Wirkungen scheinen bei Absetzen des Arzneistoffs reversibel zu sein.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise

Bei Raumtemperatur (15-25 °C) und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

15303 (Swissmedic).

Packungen

Tabletten (mit Bruchrille) zu 500 mg: 100. [A]

Zulassungsinhaberin

Pfizer AG, Zürich.

Stand der Information

November 2021.

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