Fachinformation

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Solmucalm®

IBSA Institut Biochimique SA

Zusammensetzung

Wirkstoffe: N-acetylcysteinum, chlorphenaminimaleas.

Hilfsstoffe

Sirup für Kinder: arom.: vanillinum et alia, conserv.: kalii sorbas (E 202), natrii benzoas (E 211), excip. ad solutionem.

Sirup für Erwachsene: aromatica, conserv.: kalii sorbas (E 202), natrii benzoas (E 211), excip. ad solutionem.

Hinweis:

5 ml Sirup für Kinder entsprechen 10 kcal (42 kJ);

10 ml Sirup für Erwachsene entsprechen 20 kcal (84 kJ).

Das N-Acetylcystein ist im Deckel enthalten, das Chlorphenaminmaleat in der in der Flasche enthaltenen Lösung.

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit

Sirup für Kinder: 100 mg N-Acetylcystein und 2,0 mg Chlorphenaminmaleat pro 5 ml.

Sirup für Erwachsene: 200 mg N-Acetylcystein und 4,0 mg Chlorphenaminmaleat pro 10 ml.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Behandlung des Hustens bei akuten oder chronischen Erkrankungen der Atemwege: Bronchitis, Laryngo-Tracheitis, Rhino-Pharyngitis.

Husten bei Kinderkrankheiten, Grippe und Erkältungen.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung

Kinder von 3 bis 6 Jahren: 5 ml Kindersirup 3× täglich.

Kinder von 6 bis 12 Jahren: 5 ml Kindersirup 3× täglich.

Je nach Ansprechen des Kindes auf die Therapie, kann die Dosierung auf 10 ml Kindersirup 3× täglich erhöht werden.

Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre: 10 ml Sirup für Erwachsene 3× täglich.

Zubereitung des Sirups: siehe Packungsprospekt.

Der leichte Schwefelgeruch, der beim Öffnen der Flasche entsteht, verflüchtigt sich rasch und hat keinen Einfluss auf die Wirkung des Arzneimittels.

Wenn der Husten und die Schleimbildung nach einer Behandlungsdauer von 1 Woche nicht zurückgehen, sollte die Diagnose ärztlich überprüft werden.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber einem der Wirkstoffe oder Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung; aktives Ulcus pepticum; Risiko eines Engwinkelglaukoms; Blasenentleerungsstörungen, z.B. bei fortgeschrittener Prostata-Vergrösserung; akuter Bronchialasthmaanfall; gleichzeitige Behandlung und bis 2 Wochen nach Behandlungsende mit einem MAO-Hemmer; Phäochromozytom; Schwangerschaft, Stillzeit.

Da keine Daten bei Kleinkindern vorliegen, ist die Verabreichung an Kinder unter 3 Jahren kontraindiziert.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Vorsicht ist geboten in folgenden Fällen:

Risiko von gastro-intestinalen Blutungen (latentes peptisches Ulkus, Ösophagus-Varizen), da N-Acetylcystein Erbrechen verursachen kann;

Bronchialsystemüberempfindlichkeit (Bronchialasthma), wegen des Risikos von Bronchospasmen;

Atmungsinsuffizienz (Emphysem, chronische Bronchitis);

Hyperthyroidismus, Herzkranzgefässerkrankungen oder Bluthochdruck;

Glaukomdisposition;

bei Kindern, wegen der im Vergleich zu Erwachsenen engeren therapeutischen Breite von Chlorphenamin (siehe «Überdosierung»).

Beim Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen, muss die Behandlung umgehend abgebrochen werden und nötigenfalls sind die notwendigen Massnahmen einzuleiten (siehe «Überdosierung»).

Bei Langzeit-Behandlung muss die Leberfunktion kontrolliert werden.

Die gleichzeitige Einnahme eines ausschliesslich zentralwirkenden Hustenmittels wie z.B. Codein oder Dextromethorphan ist nicht sinnvoll, da eine zu starke Hemmung des Hustenreflexes (und des Mechanismus zur Selbstsäuberung der Atemwege) eine Ansammlung des verflüssigten Schleimes verursachen und das Risiko eines Bronchospasmus und der Infektion der Atemwege erhöhen kann.

Chlorphenaminmaleat kann Schläfrigkeit hervorrufen und somit die Reaktionsfähigkeit herabsetzen (siehe «Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen»).

Interaktionen

N-Acetylcystein

Durch seine freie SH-Gruppe kann N-Acetylcystein bei gleichzeitiger Einnahme die Wirksamkeit einiger Antibiotika herabsetzen, zum Beispiel einiger Penicilline, Tetrazykline, Cephalosporine, Aminoglykoside, Makrolide und mit Amphotericin B interferieren. Zusätzlich kann die Gewebekonzentration von Amoxicillin durch die zusätzliche Behandlung dieses Antibiotikums mit N-Acetylcystein erhöht werden. Die obengenannten Antibiotika sollten folglich nicht mit dem Sirup gemischt werden, und im Falle gleichzeitiger Verordnung von Solmucalm mit oralen Formen der genannten Antibiotika wird empfohlen, die zwei Medikamente getrennt und im Abstand von mindestens 2 Stunden einzunehmen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Nitroglycerin können die gefässerweiternden und thrombozytenaggregationshemmenden Wirkungen dieses Stoffes verstärkt werden.

Chlorphenamin

Die Interaktion zwischen Chlorphenamin und Phenytoin (Antiepileptikum) zeigt sich in einer Erhöhung des Blutdrucks. Eine hypertensive Krise kann im Fall einer Kombination mit einem MAO-Hemmer auftreten (siehe «Kontraindikationen»). Chlorphenamin kann die Wirkung von Procarbazin verstärken und diejenige von Betahistin und der Kortikosteroiden herabsetzen. Bei gleichzeitiger Verabreichung eines zentral wirkenden Beruhigungsmittels (Barbiturate, Benzodiazepine, Clonidin, Morphinderivate usw.) ist eine verstärkte Wirkung zu erwarten. Atropin und andere atropinähnliche Substanzen (trizyklische Antidepressiva, Parkinsonpräparate und Spasmolytika anticholinergischen Typs, usw.) verstärken die anticholinergenen Nebenwirkungen (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).

Alkohol kann die sedative Wirkung von Chlorphenamin verstärken. Während der Behandlung ist daher vom Alkoholgenuss abzuraten.

Schwangerschaft, Stillzeit

Es liegen keine Studien bei Frauen oder Tieren vor, weder für N-Acetylcystein noch für Chlorphenamin, weder einzeln eingenommen, noch in Kombination, und man hat keine Erfahrungen bezüglich deren gleichzeitiger Gabe bei Schwangeren. Es ist nicht bekannt, ob die Substanzen die Plazentaschranke durchqueren können.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass schwerwiegende unerwünschte Wirkungen, z.B. Krampfanfälle durch das Chlorphenamin, beim Fötus und beim Neugeborenen verursacht werden können. Solmucalm darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.

Stillzeit

Es ist unbekannt, ob N-Acetylcystein in die Muttermilch übergeht. Dies ist der Fall für Chlorphenamin, und da dieses Antihistaminikum zu potentiell schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen beim Säugling führen kann, darf Solmucalm während der Stillzeit nicht eingenommen werden. Bei dringender Indikationsstellung muss die Mutter abstillen.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Solmucalm kann die Reaktionsfähigkeit und die Wachsamkeit vermindern: beim Autofahren und Bedienen von Maschinen ist Vorsicht geboten, im Zweifelsfall sind diese Tätigkeiten zu unterlassen.

Gleichzeitiger Alkoholgenuss kann zu erheblicher Verstärkung dieses Effekts führen.

Unerwünschte Wirkungen

Die unerwünschten Wirkungen von Solmucalm sind häufiger auf das Chlorphenamin zurückzuführen.

Der Sedationseffekt tritt häufig auf (Schläfrigkeit, Verminderung der Reaktionsbereitschaft, siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Gelegentlich können die anticholinergischen Wirkungen von Chlorphenamin auftreten, wie zum Beispiel: Mund-, Nasen- und Halstrockenheit, Verstopfung, Miktionsbeschwerden, Augenakkommodationsstörungen, Glaukomauslösung, Unruhe (besonders bei Kindern), Nervosität, Schlafstörungen.

Vereinzelte Fälle von Knochenmarkdepression wurden nach Gabe von Chlorphenamin beobachtet.

Gelegentliche Nebenwirkungen in Form von Magenunverträglichkeit (Magenbrennen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall) sowie selten Kopfschmerzen, Fieber oder Ohrensausen, sind vorwiegend auf das N-Acetylcystein zurückzuführen. In seltenen Fällen und bei besonders anfälligen Patienten können Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (Exantheme, Hautjucken, Urticaria) und der Atemwege (Bronchospasmen, besonders bei Bronchialasthmatikern, siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen») auftreten.

Die Atmungsluft kann – wahrscheinlich durch Abspaltung von Schwefelwasserstoff aus dem Wirkstoff N-Acetylcystein – vorübergehend einen unangenehmen Geruch bekommen.

Überdosierung

Bei einer akuten Überdosierung durch Solmucalm werden die oben aufgelisteten unerwünschten Wirkungen verstärkt und die unter «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» beschriebenen Risiken erhöht. In der Symptomatik der akuten Überdosierung spielen wegen der sehr geringen Toxizität von N-Acetylcystein praktisch nur die toxischen Effekte von Chlorphenamin eine Rolle. Diese Effekte zeigen sich zwischen 30 Minuten und 2 Stunden nach der Dosisabsorption und können mehrere Tage andauern: Erregung (besonders beim Kind), Depression des zentralen Nervensystems (besonders bei Erwachsenen), Muskelverspannungen, Krampfanfälle, Hyperthermie, Hypotension, cardio-vaskulärer Kollaps, Lähmung des Atemzentrums und Koma.

Kinder reagieren bei einer Chlorphenaminüberdosierung besonders empfindlich und, in vereinzelten Fällen, hatte eine Chlorphenaminüberdosierung beim Kleinkind einen tödlichen Ausgang.

Eine symptomatische Behandlung und Erhaltungstherapie sind angezeigt, einschliesslich künstlicher Beatmung und Spasmolytika, falls nötig.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code: R05CB10

Solmucalm enthält zwei Wirkstoffe: N-Acetylcystein und Chlorphenamin.

N-Acetylcystein ist ein Cysteinderivat mit einer reaktiven freien Thiolgruppe (nukleophil), die mukolytische und antioxydierende Eigenschaften besitzt. N-Acetylcystein verflüssigt die Sekrete der Atemwege, fördert den Auswurf und beruhigt somit den Hustenreflex.

Die Wirkungsdauer einer einzelnen therapeutischen Dosis von N-Acetylcystein beträgt 4–6 Stunden.

Chlorphenamin ist ein H1-Antihistaminikum. Es antagonisiert verschiedene physiologische und pathologische Wirkungen des Histamins, wie z.B. die Konstriktion der Bronchial- und Darmwandmuskulatur. Es besitzt zusätzlich sedative Eigenschaften.

Die Wirkungsdauer einer einzelnen therapeutischen Dosis von Chlorphenamin beträgt 4–6 Stunden.

Pharmakokinetik

Absorption

Die Resorption von N-Acetylcystein nach oraler Gabe erfolgt rasch und vollständig; die maximalen Plasmakonzentrationen werden nach 2–3 Stunden erreicht. Die Bioverfügbarkeit von N-Acetylcystein beträgt ca. 10%. Chlorphenamin ist nach 30–60 Minuten im Plasma nachweisbar, und der Höchstwert wird nach 2–6 Stunden erreicht.

Die gleichzeitige Nahrungsaufnahme vermindert sowohl die Absorptionsgeschwindigkeit als auch die resorbierte Menge.

Die Bioverfügbarkeit von Chlorphenamin in Sirupform beträgt ca. 60–70%.

Im Falle einer Mehrfachgabe am selben Tag kumuliert sich Chlorphenamin, wobei das dynamische Gleichgewicht («steady-state») der Plasmawerte erst nach 1 bis 2 Wochen erreicht ist.

Distribution

N-Acetylcystein breitet sich hauptsächlich im wässrigen Milieu des extrazellulären Raumes aus. Es ist in der Leber, den Nieren, der Lunge und im Bronchialschleim lokalisiert. Im Organismus findet sich N-Acetylcystein entweder in freier Form oder reversibel, über Disulfid-Brücken, an Plasmaproteine gebunden (ca. 78%). Das Verteilungsvolumen beträgt 500 ml/kg. Das Verteilungsvolumen von Chlorphenamin liegt bei 1–10 l/kg. Im Plasma sind 69–72% an Proteine gebunden.

Es ist nicht bekannt, ob N-Acetylcystein die Plazentaschranke passieren kann oder ob es in der Muttermilch freigesetzt wird. Chlorphenamin hingegen passiert die Blut-Hirn-Schranke und wird in kleinen Mengen in die Muttermilch freigesetzt, aber es ist nicht bekannt, ob es analog zu anderen H1-Antihistaminika (z.B. Diphenhydramin), die Plazentaschranke übertreten kann.

Metabolismus

Die Metabolisierung von N-Acetylcystein beginnt sofort nach der Einnahme des Arzneimittels: es wird an der Darmwand und bei der ersten Leberpassage deacetyliert.

Die Hauptmetaboliten sind Cystin und Cystein. Chlorphenamin wird bei der Passage durch die Magen-Darm-Mukosa und in der Leber metabolisiert (First-Pass-Effekt), und zwar in einen monodemethylierten (ca. 22%) und einen didemethylierten (ca. 3%) Metaboliten.

Elimination

Die Ausscheidung von N-Acetylcystein erfolgt hauptsächlich über die Nieren in Form inaktiver Metaboliten. Die Ausscheidungs-Halbwertzeit beträgt ca. 1,3 Std. Rund 30% der verabreichten Dosis werden direkt über die Nieren ausgeschieden.

Die Ausscheidung von Chlorphenamin und seiner Metaboliten erfolgt hauptsächlich über die Nieren; 20–35% der resorbierten Dosis von Chlorphenamin werden unverändert ausgeschieden. Die Ausscheidungs-Halbwertzeit kann stark zwischen 13 und 30 Stunden variieren und hängt vom pH des Urins ab; im alkalischen Urin erreicht sie niedrigere Werte. Hingegen kann N-Acetylcystein die Ausscheidung von Chlorphenamin erhöhen, indem es den Urin ansäuert.

Kinetik spezieller Patientengruppen

Wegen der Metabolisierung von N-Acetylcystein und Chlorphenamin in der Leber und der Eliminierung durch die Nieren kann sich bei gestörter Funktion dieser Organe die Eliminationshalbwertzeit verlängern und/oder können sich die unveränderten Substanzen oder deren Metaboliten ansammeln.

Präklinische Daten

Es sind keine für die Anwendung relevanten präklinischen Daten mit der Wirkstoffkombination, wie im Arzneimittel enthalten, vorhanden.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilität

N-Acetylcystein ist mit den meisten Metallen und oxydierenden Substanzen inkompatibel.

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden. Einmal zubereitet, ist Solmucalm Sirup (für Erwachsene oder für Kinder) während 2 Wochen bei Raumtemperatur haltbar.

Besondere Lagerungshinweise

Bei Raumtemperatur (15–25 °C) und ausser Reichweite von Kindern lagern.

Die in der Solmucalm-Flasche enthaltene Lösung enthält den Wirkstoff Chlorphenamin, der bei versehentlicher Einnahme schwerwiegende Nebenwirkungen, auch Vergiftungen, besonders bei Kleinkindern verursachen kann. Es ist also dringend angezeigt, dieses Medikament ausser Kinderreichweite aufzubewahren.

Zulassungsnummer

53336 (Swissmedic).

Packungen

Solmucalm Sirup für Kinder: 90 ml [D]

Solmucalm Sirup für Erwachsene: 180 ml [D]

Zulassungsinhaberin

IBSA Institut Biochimique SA, Lugano.

Stand der Information

Mai 2008.