Fluoresceine 10% Faure
Zusammensetzung
Wirkstoff: Fluoresceinum natricum.
Hilfsstoff: Aqua ad injectabilia.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Ampullen zur Injektion mit Fluoresceinum natricum 100 mg/ml. Eine Ampulle zu 5 ml enthält 500 mg Fluoresceinum natricum.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Fluoreszenz-Angiographie des Augenhintergrundes. Das Arzneimittel ist nur für den diagnostischen Gebrauch bestimmt.
Dosierung/Anwendung
Erwachsene
1 Ampulle zu 5 ml wird langsam intravenös injiziert.
Kinder
Es sind keine Daten aus klinischen Studien zur Anwendung bei Kindern verfügbar. Falls nach sorgfältiger Risikoabwägung Fluoresceine 10% Faure bei Kindern angewendet werden soll, wird eine Dosisanpassung auf z.B. 5 mg/kg empfohlen.
Ältere Patienten
Es gibt keine Hinweise für die Notwendigkeit einer Dosisanpassung bei älteren Patienten.
Spezielle Patientengruppen
Niereninsuffizienz
Begrenzte Erfahrungen bei Patienten mit Niereninsuffizienz deuten darauf hin, dass eine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz nicht erforderlich ist.
Bei Dialysepatienten sollte nur die Hälfte der Ampulle verabreicht werden.
Leberinsuffizienz
Es sind keine Daten aus klinischen Studien zur Anwendung bei Patienten mit Leberinsuffizienz verfügbar.
Kontraindikationen
Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Fluoresceine oder einem Hilfsstoff.
Intraarterielle oder intrathekale Anwendung.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Vor der Anwendung soll eine komplette Anamnese erhoben werden, inklusive Vorgeschichte betreffend Allergien, kardio-pulmonaler Erkrankungen und gleichzeitiger Einnahme von anderen Arzneimitteln (im speziellen β-Blocker, inklusive Augentropfen).
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit einer Vorgeschichte betreffend Allergien oder bronchialem Asthma.
Überempfindlichkeitsreaktionen
Bei Patienten, die mit Fluoresceine 10% Faure behandelt wurden, wurde über Überempfindlichkeitsreaktionen, einschliesslich seltene Fälle von analphylaktischem/anaphylaktoidem Schock (einige mit letalem Ausgang), berichtet. Falls bei einer früheren Angiographie oder mit anderen diagnostischen Agenzien unerwünschte Überempfindlichkeitsreaktionen aufgetreten sind oder wenn aus der Anamnese eine Prädisposition zu allergischen Reaktionen bekannt ist, muss das Verhältnis von Nutzen zu Risiko sorgfältig abgeschätzt werden (Risiko letaler allergischer Reaktionen ca. 1/200’000). Dies gilt auch, wenn bei einer früheren Fluoresceine-Applikation über Nausea und/oder Erbrechen hinausgehende Vorfälle auftraten, oder wenn der Patient an einer Nahrungsmittel- oder Arzneimittelallergie, an Ekzemen, an Asthma oder an Heuschnupfen leidet oder wenn er unter einer β-Blocker Therapie steht. Dies sollte daher vor der Untersuchung durch den behandelnden Arzt abgeklärt werden. Ein vorgängiger Verträglichkeitstest auf Fluoresceine, der ohne Probleme verlief, darf nicht als absolute Sicherheit für die Anwendung von Fluoresceine 10% Faure betrachtet werden.
Gegebenenfalls kann mit einem oralen H1-Antihistaminikum oder mit Kortikosteroiden prämediziert werden, wobei das Restrisiko einer schweren anaphylaktischen Reaktion bestehen bleibt. Eine generelle Anwendung dieser Prämedikation ist hingegen nicht sinnvoll.
Es sollte Folgendes beachtet werden:
– Der Patient sollte anschliessend an die Fluoresceine-Angiographie während mindestens 30 Min. überwacht werden und die Infusionsleitung dabei bestehen bleiben, damit eine eventuelle schwere unerwünschte Wirkung unverzüglich behandelt werden kann.
– Ein Notfallset mit Adrenalin 0,1%, Antihistaminika, Kortikosteroiden, Aminophyllin und Sauerstoff sollte bei jeder Anwendung von Fluoresceine 10% Faure bereitstehen. Es empfiehlt sich, insbesondere bei Risikopatienten, einen zweiten fixierten venösen Zugang zu erstellen, um im Notfall während der Anwendung über einen sicheren venösen Verabreichungsweg zu verfügen, mit dem eine wirksame Volumentherapie erfolgen kann.
Kombination mit β-Blockern
Die Kombination mit β-Blockern kann in seltenen Fällen zu letalen anaphylaktischen Reaktionen führen.
Die Untersuchung ist daher bei Risikopatienten – insbesondere wenn sie unter β-Blocker-Therapie (inkl. in Form von Augentropfen) stehen – bei denen die Angiographie unbedingt notwendig ist – unter ärztlicher Kontrolle und unter Bereithalten des erforderlichen Reanimationsmaterials während der gesamten Dauer der Untersuchung vorzunehmen. Dies unter der Beachtung der Tatsache, dass Patienten unter β-Blockern bei einer allenfalls notwendigen Reanimation auf die Anwendung von Adrenalin und die Volumentherapie weniger ansprechen können (s. «Interaktionen»).
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Nach der Anwendung von Fluoresceine 10% Faure wurden kardiovaskuläre Komplikationen wie Brustschmerz, Herzstillstand, myokardialer Infarkt und Schock beobachtet (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
Vorbestehende Erkrankungen und Behandlungen
Die Risikoabschätzung einer Angiographie sollte bei Patienten mit vorbestehenden Erkrankungen, wie kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes mellitus und gleichzeitige Behandlung mit anderen Medikamenten (insbesondere Beta-Blocker, siehe Kapitel „Interaktionen“) besonders sorgfältig vorgenommen werden.
Paravenöse Applikation
Bevor mit der Fluoresceine-Injektion begonnen wird, sollte man sicher sein, dass die Nadel richtig in die Vene eingeführt wurde, dies wegen des hohen alkalischen pH der Lösung. Komplikationen aufgrund paravenöser Applikation können schwere Schmerzen, Thrombophlebitis und entzündliche Reaktionen, die zur Gewebenekrose führen können, beinhalten. Wenn das Präparat in die umgebenden Gewebe infiltriert, ist die Injektion sofort abzubrechen und geeignete Massnahmen zu treffen um die Schädigung des Gewebes zu behandeln und Schmerzen zu lindern.
Inkompatibilität
Gleichzeitige Verabreichung von anderen intravenösen Injektionen oder das Mischen von Fluoresceine 10% Faure mit anderen Lösungen sollte auf Grund potentieller physikalisch-chemischer Inkompatibilitäten vermieden werden (s. «Sonstige Hinweise», Abschnitt «Inkompatibilitäten»).
Um bei prädisponierten Patienten einer Nausea vorzubeugen, ist Fluoresceine langsam zu injizieren.
Bei Dialyse-Patienten gibt man nur ½ Ampulle Fluoresceine 10% Faure.
Interaktionen
Beta-Blocker
Die gleichzeitige Behandlung von Fluorescein-Natrium und Beta-Rezeptoren blockierenden Substanzen (einschliesslich Augentropfen) können in seltenen Fällen schwere anaphylaktische Reaktionen auslösen. Beta-Rezeptoren blockierende Substanzen können sowohl die vaskuläre Kompensation eines anaphylaktischen Schocks herabsetzen als auch die Wirkung von Adrenalin bei einem kardiovaskulären Kollaps.
Organische Anionentransporter-Inhibitoren
Die Verteilung von Fluoresceine kann von Verbindungen, welche den aktiven Transport der organischen Anionen inhibieren (z.B. Probenecid), beeinflusst werden.
Labor Untersuchungen
Die Fluoreszenz kann mit der Analyse von Blut- und Urinparametern interferieren und die Gegenwart von Fluoresceine im Urin kann die Resultate gewisser biologischer Tests während 3–4 Tagen verfälschen.
Vorsicht ist geboten beim therapeutischen Drug-Monitoring bei Arzneimitteln mit engem therapeutischem Fenster (z.B. Digoxin, Quinidin).
Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschaft
Tierexperimentelle Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf Teratogenität. Es sind jedoch keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen verfügbar. Das potentielle Risiko für den menschlichen Fötus während der Schwangerschaft ist nicht bekannt. Angiographien sollten deshalb während der Schwangerschaft vermieden werden, ausser sie seien absolut nötig (s. «Präklinische Daten»).
Stillzeit
Fluoresceine tritt in die Muttermilch über. Aufgrund der Möglichkeit von schweren unerwünschten Wirkungen beim Stillen von Neugeborenen muss eine sorgfältige Risikoabwägung erfolgen. Bei einem frühgeborenen Säugling, der im Gefolge einer Hyperbilirubinämie eine Phototherapie erhielt, wurde über eine durch Fluoresceine induzierte Phototoxizität berichtet. Somit sollte auf eine Anwendung während der Stillzeit verzichtet werden. Das Stillen sollte nach einer Flourescein-Angiographie unterbrochen werden. Die verfügbaren Daten weisen darauf hin, dass eine vollständige Entfernung von Fluoresceine aus der Muttermilch ungefähr 2 Wochen nach der intravenösen Anwendung dauert.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Die mit der Fluoreszenz-Angiographie für die Untersuchung notwendige Mydriase beeinflusst die Sehleistung und somit das Reaktionsvermögen im Strassenverkehr oder bei der Bedienung von Maschinen. Die Patienten müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass nach der Anwendung bis zur Normalisierung des Sehvermögens das Führen von Fahrzeugen sowie das Bedienen von Maschinen zu unterlassen ist.
Unerwünschte Wirkungen
Die am häufigsten gemeldeten unerwünschten Wirkungen waren Nausea und Erbrechen.
Die folgenden unerwünschten Wirkungen wurden bei der Anwendung von Fluorescein-Natrium nach der Markteinführung, ausserhalb von kontrollierten klinischen Studien gemeldet und in der Literatur gefunden. Eine Häufigkeit des Auftretens lässt sich aus den vorliegenden Daten nicht angeben.
Immunsystem
Überempfindlichkeitsreaktionen inkl. Hautreaktionen, anaphylaktischer/anaphylaktoider Schock, der letal sein kann.
Nervensystem
Synkope, cerebrovaskuläre Ereignisse, Kopfschmerzen, Schwindel, Krämpfe, Koma, Parästhesie/Hypoaesthesie, Disgeusie.
Herz
Herzstillstand, akuter Myokardinfarkt und Schock, Bradykardie, Tachykardie.
Gefässe
Schock, Thrombophlebitis, Hypotonie, arterielle Hypertonie, Blässe, Hitzewallungen.
Atmungsorgane
Atemstillstand, Lungenödem, Asthma, Dyspnoe, Husten, Niessen, Kehlkopfödem, Irritation des Rachens.
Gastrointestinale Störungen
Vorübergehende Übelkeit, Würgen und Erbrechen (nach der Injektion). Abdominalschmerzen
Haut
Exantheme, Erythem, Pruritus, Dermatitis, Urtikaria, kalter Schweiss, Hyperhidrosis, vorübergehende Gelbfärbung der Haut, die bis 12 h nach Applikation anhalten kann.
Nieren und Harnwege
Hellgelber Urin wird während 24 bis 36 h nach Administration erwartet.
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Injektionsstelle
Thoraxschmerzen, Oedeme, Schmerzen, Asthenie, Hitzewallung, Schüttelfrost, Unwohlsein. Thrombophlebitis an der Injektionsstelle. Jede paravenöse Gabe des Präparats kann eine schmerzhafte entzündliche Reaktion und sogar eine Nekrose des Gewebes zur Folge haben. Die Bindehaut, die Haut und der Urin weisen vorübergehend eine gelbe Verfärbung auf.
Überdosierung
Es liegen keine Angaben vor.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: S01JA01
Flouresceine 10% Faure ist ein Fluoreszenzfarbstoff zum Anfärben von Blutgefässen im Augenfundus. Bei Lichteinstrahlung (UV, 465–490 nm) leuchtet Fluoresceine gelbgrün (520–530 nm) auf. Diese Fluoreszenz erlaubt es, pathologische Veränderungen in der retinalen Blutzirkulation zu erkennen.
Pharmakokinetik
Absorption
Nach intravenöser Injektion verteilt sich Fluoresceine schnell im Körper und erscheint innerhalb von wenigen sec im Retinagewebe. Die Konzentration von Fluoresceine Glucuronid, ein Fluoresceine-Metabolit mit fluoreszierenden Eigenschaften, war nach 15 min nach Injektion im Blut höher als die Konzentration von Fluoresceine.
Distribution
Fluoresceine ist zu ca. 50–84% an Plasmaproteine (speziell Albumin) und zu 15–17% an Erythrozyten gebunden. Die Haut weist eine vorübergehende Gelbfärbung auf, welche nach 6–12 h verschwindet. Der Urin bekommt eine hellgelbe Farbe, welche nach 24–36 h verschwindet.
Metabolismus
Nach intravenöser Injektion wird Fluoresceine schnell glucuronidiert. Fluoresceineglucuronid hat auch fluoreszeierende Eigenschaften. Die terminalen Halbwertszeiten von Fluoresceine und Fluoresceineglucuronid im Plasma betragen 23,5 und 264 min. Nach 4–5 h trägt Fluoresceineglucuronid praktisch ausschliesslich zur Plasmafluoreszenz bei. Diabetische und nicht-diabetische Patienten haben eine vergleichbare Plasma-Fluoresceine-
Pharmakokinetik.
Elimination
Die Exkretion von Fluoresceine und Metaboliten geschieht über Galle und Urin und ist nach 48 h zu 90% abgeschlossen. Fluoresceine ist im Urin während 24–36 h mit abnehmender Intensität nachweisbar. Die renale Clearance von Fluoresceine beträgt 7,4 l/h.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Bei Niereninsuffizienz ist der Plasmaspiegel des freien Fluoresceines und seiner Metaboliten um 11–34% erhöht. Fluoresceine hatte keinen signifikanten Einfluss auf die glomeruläre Filtrationsrate bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen, deshalb sind bei diesen Patienten keine Dosisanpassung notwendig.
Präklinische Daten
Basierend auf Toxizitätsstudien nach einmaliger Gabe haben präklinische Daten für Fluorescein-Natrium keine speziellen Gefahren für den Menschen gezeigt.
Es liegen keine Daten betreffend Toxizität nach wiederholter Gabe, Karzinogenität, Fertilität und genereller Reproduktionstudien vor. Fluoresceine wirkte weder bei Ratten noch bei Kaninchen teratogen oder embryotoxisch.
Mutagenität
In vitro und in vivo Standardstudien betreffend zur Genotoxizität und Mutagenität waren für die bakterielle Mutagenität, chromosomale Abberation und den Maus-Mikronukleus-Test negativ.
Positive Resultate wurden für den Maus-Lymphoma-Zell-Assay, in einer in vitro Studie zum Schwester-Chromatid-Austausch (CHO Zellen) und in vivo (Maus-Knochenmark-Zellen) gefunden. Diese Resultate geben Hinweise auf ein Potential zur DNS-Schädigung.
Teratogenität
Intravenöse Anwendung von Fluoresceine Natrium in Dosen höher als 1000, 500 und 31,3 mg/kg zeigte keine embryotoxischen und teratogenen Effekte bei Ratten und Kaninchen. Diese Dosen sind ungefähr 100, 50 bzw. 3,1-mal höher als die empfohlene Dosis bei Menschen.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden. Bedingt durch den alkalischen Charakter von Fluoresceine kann die Applikation einer sauren Substanz durch die gleiche Nadel zu einer Präzipitation führen (speziell Antihistaminika).
Haltbarkeit
Fluoresceine Ampullen bei Raumtemperatur (15–25 °C) lagern. Nach Öffnen der Ampulle Lösung sofort verwenden und nicht aufbewahren, allfällige Reste sind zu verwerfen.
Zulassungsnummer
54604 (Swissmedic).
Packungen
Packung zu 10 Ampullen zu 5 ml. [B]
Zulassungsinhaberin
Curatis AG, 4410 Liestal.
Stand der Information
März 2017