Fachinformation

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elmiron®

Zusammensetzung

Wirkstoffe

Natrii pentosani polysulfas

Hilfsstoffe

Excipiens pro capsula.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

1 Kapsel enthält: Natrii pentosani polysulfas 100 mg.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Zur symptomatischen Behandlung von mittelstarken bis starken Schmerzen, Harndrang und erhöhter Miktionsfrequenz bei zystoskopisch bestätigtem, durch Hunner-Läsionen und/oder Glomerulationen charakterisiertem Syndrom der schmerzhaften Harnblase (BPS) bei Erwachsenen.

Die Einleitung der Behandlung sollte, auf der Grundlage einer Zystoskopie sowie einer urodynamischen Abklärung, durch einen entsprechenden Spezialisten erfolgen.

Dosierung/Anwendung

Die empfohlene Dosis beträgt 3x täglich 100 mg.

elmiron sollte mindestens 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit zusammen mit Wasser eingenommen werden.

 

Das Ansprechen auf die Behandlung sollte erstmals nach 3 Monaten überprüft werden. Falls zu diesem Zeitpunkt noch keine Verbesserung eingetreten, es aber auch nicht zu relevanten unerwünschten Wirkungen gekommen ist, kann die Behandlung über weitere 3 Monate fortgeführt werden. Kommt es auch nach 6 Monaten nicht zu einem Ansprechen, sollte die Behandlung mit elmiron eingestellt werden.

Im Falle eines Ansprechens kann die Behandlung mit elmiron so lange fortgesetzt werden, wie die Wirkung anhält.

 

Spezielle Dosierungsempfehlungen

Kinder und Jugendliche: Sicherheit und Wirksamkeit von Pentosanpolysulfat-Natrium bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurden nicht untersucht. Eine Anwendung in dieser Altersgruppe wird daher nicht empfohlen.

 

Ältere Patienten: Pentosanpolysulfat-Natrium wurde bei Patienten >65 Jahre nicht spefizisch untersucht. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden.

 

Eingeschränkte Leber- oder Nierenfunktion: Pentosanpolysulfat-Natrium wurde bei Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz nicht spezifisch untersucht. Es können daher keine Dosierungsempfehlungen gemacht werden (siehe auch „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile des Präparates.

Aufgrund der schwachen gerinnungshemmenden Wirkung von Pentosanpolysulfat-Natrium darf elmiron nicht bei Patienten angewendet werden, die aktiv bluten. Die Menstruation ist jedoch keine Kontraindikation.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Das Syndrom der schmerzhaften Harnblase (BPS) stellt eine Ausschlussdiagnose dar. Andere mögliche Ursachen der Symptomatik wie Harnwegsinfektionen, chronische Prostatitis oder Tumoren der Harnblase müssen vor der Verordnung von elmiron durch geeignete diagnostische Verfahren (Zystoskopie, urodynamische Untersuchungen) ausgeschlossen werden.

 

Pentosanpolysulfat-Natrium hat eine schwache gerinnungshemmende Aktivität. Bei Patienten unter Therapie mit Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern (einschliesslich NSAIDs; siehe „Interaktionen“) sowie bei anderweitig erhöhter Blutungsneigung sollte elmiron daher nur unter sorgfältiger Überwachung angewendet werden.

Alle Patienten, insbesondere aber jene mit den oben genannten Risikofaktoren, müssen auf hämorrhagische Ereignisse überwacht werden.

 

Bei Patienten mit einer Heparin- oder Pentosanpolysulfat-Natrium-induzierten Thrombozytopenie in der Anamnese soll elmiron nicht angewendet werden.

 

Zur Sicherheit und Wirksamkeit von Pentosanpolysulfat-Natrium liegen keine Daten vor. Da sowohl die Leber als auch die Nieren an der Elimination von Pentosanpolysulfat-Natrium beteiligt sind, kann ein klinisch relevanter Einfluss einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung auf die Pharmakokinetik nicht ausgeschlossen werden. Patienten mit einer relevanten Einschränkung der Leber- oder Nierenfunktion sollten daher während der Behandlung mit elmiron sorgfältig überwacht werden.

Es wurden seltene Fälle einer pigmentären Makulopathie unter der Anwendung von Pentosanpolysulfat-Natrium (PPS) berichtet, insbesondere nach Langzeitanwendung. Mögliche Symptome einer solchen Veränderung sind Sehstörungen wie insbesondere Schwierigkeiten beim Lesen, veränderte Farbwahrnehmung und/oder langsame Adaptation an schlechte oder reduzierte Lichtverhältnisse. Zur Früherkennung einer pigmentären Makulopathie sollte bei allen Patienten nach 6-monatiger Anwendung von PPS eine ophthalmologische Untersuchung durchgeführt werden. Falls keine pathologischen Befunde vorliegen, sollten während der weiteren Anwendung regelmässige Kontrollen alle 5 Jahre bzw. bei jedem Neuauftreten visueller Beschwerden durchgeführt werden. Bei Vorliegen relevanter ophthalmologischer Befunde sollten die weiteren Untersuchungen in jährlichen Intervallen erfolgen; in solchen Fällen sollte ein Absetzen von elmiron in Betracht gezogen werden.

Interaktionen

Zwischen Warfarin und Pentosanpolysulfat-Natrium zeigten sich bei gesunden Probanden keine pharmakokinetischen oder pharmakodynamischen Interaktionen. Weitere Interaktionsstudien wurden nicht durchgeführt.

 

Pentosanpolysulfat-Natrium besitzt eine schwache gerinnungshemmende Wirkung. Patienten, die gleichzeitig mit Antikoagulantien, Thrombolytika, Thrombozytenaggregationshemmern (wie z.B. Acetylsalicylsäure) oder nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAIDs) behandelt werden, müssen daher sorgfältig auf hämorrhagische Ereignisse überwacht werden. Gegebenenfalls muss die Dosis angepasst werden (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine Daten über die Anwendung von elmiron bei schwangeren Frauen vor. Es wurden keine tierexperimentellen Studien zur Reproduktionstoxizität durchgeführt.

Die Anwendung von elmiron während einer Schwangerschaft wird nicht empfohlen.

 

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Pentosanpolysulfat-Natrium oder seine Metaboliten beim Menschen in die Muttermilch übertreten.

Ein Risiko für den gestillten Säugling kann nicht ausgeschlossen werden.

Deshalb sollte elmiron während der Stillzeit nicht eingenommen werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Entsprechende Studien wurden nicht durchgeführt. Unter der Anwendung von elmiron wurde jedoch über unerwünschte Wirkungen wie Schwindel oder Sehstörungen berichtet, welche die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen könnten.

Unerwünschte Wirkungen

Nachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach Organsystem (MedDRA) und Häufigkeit angegeben, welche in publizierten Studien und/oder während der Marktüberwachung unter der Anwendung von Pentosanpolysulfat-Natrium berichtet wurden. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren dabei Kopfschmerzen, Schwindel und gastrointestinale Störungen.

Die Häufigkeitskategorien sind dabei folgendermassen definiert: sehr häufig (≥1/10); häufig (≥1/100 bis <1/10); gelegentlich (≥1/1’000 bis <1/100); selten (≥1/10’000 bis <1/1’000); sehr selten (<1/10’000); nicht bekannt (kann anhand der vorliegenden Daten nicht zuverlässig abgeschätzt werden).

 

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Häufig: Infektionen, Influenza

 

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Gelegentlich: Anämie, Hämorrhagie, Leukopenie, Thrombozytopenie

Nicht bekannt: Gerinnungsstörungen

 

Erkrankungen des Immunsystems

Nicht bekannt: allergische Reaktionen

 

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Gelegentlich: Anorexie, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme

 

Psychiatrische Erkrankungen

Gelegentlich: schwere emotionale Labilität, Depression

 

Erkrankungen des Nervensystems

Häufig: Kopfschmerzen, Schwindel

Gelegentlich: Schlaflosigkeit, Parästhesien, Hyperkinese

 

Augenerkrankungen

Gelegentlich: vermehrte Tränensekretion, Sehstörungen

 

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Gelegentlich: Tinnitus

 

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich: Dyspnoe

 

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig: Übelkeit, Unterleibsschmerzen, Diarrhoe, Dyspepsie, aufgeblähtes Abdomen, rektale Blutungen

Gelegentlich: Erbrechen, Ulzerationen im Mund, Blähungen, Obstipation

 

Erkrankungen der Leber und der Gallenblasse

Nicht bekannt: abnormale Leberfunktionswerte

 

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Alopezie

Gelegentlich: Ausschlag, Ekchymosen, Photosensitivitätsreaktionen, Grössenzunahme von Pigmentnävi

 

Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Häufig: Rückenschmerzen

Gelegentlich: Myalgien, Arthralgien

 

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Häufig: häufiger Harndrang

 

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig: Asthenie, periphere Ödeme

Gelegentlich: vermehrtes Schwitzen

 

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Im Falle einer Überdosierung müssen Patienten auf potenzielle unerwünschte Wirkungen von Pentosanpolysulfat-Natrium untersucht werden, wie beispielsweise Blutungen oder gastrointestinale Symptome. Im Falle unerwünschter Wirkungen muss die Behandlung eingestellt werden, bis die Symptome abklingen. Danach kann sie unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung mit der empfohlenen Dosis fortgesetzt werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

G04BX15

Wirkungsmechanismus

Der hypothetische Wirkungsmechanismus von Pentosanpolysulfat-Natrium umfasst eine lokale Wirkung in der Blase nach der Ausscheidung in den Urin durch die Bindung der Glykosaminoglykane an die geschädigte Schleimhaut der Blase. Diese Bindung der Glykosaminoglykane an die Blasenschleimhaut reduziert das Anhaften von Bakterien an der Innenwand der Blase. Es wird angenommen, dass eine potenzielle Barrierefunktion des Pentosanpolysulfat-Natriums anstelle der beschädigten urothelialen Schleimhaut sowie die entzündungshemmende Wirkung des Pentosanpolysulfat-Natriums dabei eine Rolle spielen können.

Klinische Wirksamkeit

Zur Wirksamkeit von Pentosanpolysulfat-Natrium liegen aus der Literatur insgesamt vier randomisierte, Placebo-kontrollierte, doppelblinde klinische Studien an Patienten mit zystoskopisch diagnostiziertem Syndrom der schmerzhaften Harnblase vor. In allen vier Studien kam es unter Pentosanpolysulfat-Natrium im Vergleich zu Placebo zu einer subjektiven Verbesserung der chronischen Blasenschmerzen. In drei der Studien war die Therapiedifferenz gegenüber Placebo statistisch signifikant.

 

In einer Meta-Analyse der Daten dieser vier Studien war der prozentuale Anteil der Patienten, die eine klinisch relevante Verbesserung angaben, unter Pentosanpolysulfat-Natrium etwa doppelt so hoch wie die entsprechenden Ansprechraten unter Placebo. Für das Symptom Schmerzen lag die Ansprechrate unter Pentosanpolysulfat-Natrium bei 32.7% (95%-CI 26.0-40.3%), unter Placebo bei 14.2% (95%-CI 9.6-20.6%). Für das Symptom Harndrang waren die entsprechenden Raten 27.4% (95%-CI 21.1-34.8%) versus 14.2% (95%-CI 9.6-20.6%). Zusätzlich wurde eine "Gesamtverbesserung" analysiert. Hier lag der Anteil der Patienten, welche mindestens eine moderate Verbesserung angaben, unter Pentosanpolysulfat-Natrium bei 33.0% (95%-CI 27.1-39.4%), unter Placebo bei 15.8% (95%-CI 11.6-21.2%).

Pharmakokinetik

Absorption

Weniger als 10 % des oral verabreichten Pentosanpolysulfat-Natriums werden langsam vom Gastrointestinaltrakt aufgenommen und sind im Körperkreislauf in Form von nicht verändertem Pentosanpolysulfat-Natrium oder seinen Metaboliten vorhanden. Insgesamt liegt die in der Literatur berichtete absolute Bioverfügbarkeit von Pentosanpolysulfat-Natrium bei <1 %.

Distribution

Bei gesunden Freiwilligen führte eine einzige parenterale Verabreichung von radioaktiv markiertem Pentosanpolysulfat-Natrium zu einer verstärkten Aufnahme der gesamten Radioaktivität durch die Leber, Milz und Nieren (50 Min nach 1 mg/kg i.v.: 60 % der Dosis in der Leber, 7,7 % in der Milz; 3 Stunden nach der Verabreichung: 60 % in der Leber und der Milz, 13 % in der Blase).

Metabolismus

Pentosanpolysulfat-Natrium wird durch Desulfatierung in Leber und Milz sowie durch Depolymerisation in den Nieren weitgehend metabolisiert.

Elimination

Nach oraler Verabreichung wird das nicht resorbierte Pentosanpolysulfat-Natrium überwiegend unverändert im Stuhl ausgeschieden. Ungefähr 6 % der verabreichten Dosis werden nach Desulfatierung und Depolymerisation über den Urin ausgeschieden.

Die Plasma-Halbwertszeit von Pentosanpolysulfat-Natrium lag nach oraler Einnahme im Bereich von 24-34 Stunden. Aufgrund dieser Befunde wird der Akkumulationsfaktor über die ersten 7 Tage bei einer Dosierung von 3x100mg auf 5 bis 6,7 geschätzt.

Präklinische Daten

Basierend auf den konventionellen Studien zur Toxizität bei wiederholter Gabe, Genotoxizität und Langzeit-Karzinogenität lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.

Die Auswirkung von Pentosanpolysulfat-Natrium auf die Reproduktions- und Entwicklungstoxizität wurde nicht untersucht.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden. Nach Anbruch der Dose 45 Tage haltbar.

Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 30 °C lagern. In der Originalpackung und vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahren.

Ausser Reichweite von Kinder aufbewahren.

Zulassungsnummer

67306 (Swissmedic)

Packungen

Dose

elmiron Kapseln à 100 mg: 90 Kapseln (B)

Zulassungsinhaberin

Curatis AG, 4410 Liestal.

Stand der Information

Februar 2021