Fachinformation

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Nicardipin Labatec ®

Labatec Pharma SA

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Nicardipin Labatec 10 mg/10 ml wurden von Swissmedic nur summarisch geprüft. Die Zulassung von Nicardipin Labatec 10 mg/10 ml stützt sich auf Nicardipin Aguettant 10 mg/10 ml mit Stand der Information vom Januar 2019, welches denselben Wirkstoff enthält und in Frankreich zugelassen ist.

Zusammensetzung

Wirkstoffe

Nicardipini hydrochloridum.

Hilfsstoffe

Sorbitolum 50 mg/ml (E 420), Natrii citras dihydricus, Acidum citricum monohydricum, Acidum hydrochloridum et/aut Natrii hydroxium ad pH, Aqua ad iniectabile.

Jeder ml Injektionslösung enthält 0,039 mg Natrium, entsprechend 0,0017 mmol. Jede Ampulle mit 10 ml enthält 0,39 mg Natrium, entsprechend 0,017 mmol.

Darreichungsform und Wirkstoffmenge pro Einheit

Injektionslösung.

1 Ampulle mit 10 ml enthält: 10 mg Nicardipin hydrochlorid (1 mg/ml).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Nicardipin i.v. ist indiziert zur Behandlung der akuten, lebensbedrohlichen Hypertonie, insbesondere bei:

maligner arterieller Hypertonie/hypertensiver Enzephalopathie

Aortendissektion, wenn eine Therapie mit kurzwirksamen Betablockern nicht geeignet ist, oder in Kombination mit einem Betablocker, wenn eine Betablockade allein nicht wirksam ist

schwerer Präeklampsie, wenn andere intravenöse Antihypertensiva nicht empfohlen werden oder kontraindiziert sind.

Nicardipin ist ausserdem indiziert zur Behandlung der postoperativen Hypertonie.

Dosierung/Anwendung

Die blutdrucksenkende Wirkung ist abhängig von der verabreichten Dosis. Das Dosierungsschema zum Erreichen des gewünschten Blutdrucks kann abhängig vom angestrebten Blutdruckwert und der Reaktion des Patienten und je nach Lebensalter oder Zustand des Patienten unterschiedlich sein.

Sofern das Medikament nicht über einen zentralvenösen Zugang verabreicht wird, ist es vor der Verabreichung bis auf eine Konzentration von 0,1 bis 0,2 mg/ml zu verdünnen.

Erwachsene

Initialdosis: Die Behandlung sollte mit der kontinuierlichen Verabreichung von Nicardipin bei einer Geschwindigkeit von 3 bis 5 mg/h über 15 Minuten hinweg beginnen. Die Geschwindigkeit kann alle 15 Minuten in Schritten von 0,5 oder 1 mg erhöht werden. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte 15 mg/h nicht übersteigen.

Erhaltungsdosis: Um die therapeutische Wirksamkeit zu erhalten, sollte die Dosis nach Erreichen des gewünschten Blutdrucks schrittweise verringert werden, für gewöhnlich auf einen Wert zwischen 2 und 4 mg/h.

Umstieg auf einen oralen blutdrucksenkenden Wirkstoff: Nicardipin absetzen oder ausschleichen, während eine geeignete orale Therapie eingeleitet wird. Wenn eine Therapie mit einem oralen blutdrucksenkenden Wirkstoff eingeleitet wird, ist zu berücksichtigen, dass es einige Zeit dauern kann, bis dieser zu wirken beginnt. Weiterhin den Blutdruck überwachen, bis die gewünschte Wirkung eingetreten ist.

Spezielle Dosierungsanweisungen

Patienten mit Leberfunktionsstörungen

Nicardipin sollte bei dieser Patientengruppe mit Vorsicht angewendet werden. Da Nicardipin über die Leber metabolisiert wird, ist bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder verringerter Leberdurchblutung dieselbe Dosierung wie bei älteren Patienten zu empfehlen.

Patienten mit Nierenfunktionsstörungen

Nicardipin sollte bei dieser Patientengruppe mit Vorsicht angewendet werden. Bei einigen Patienten mit moderat eingeschränkter Nierenfunktion wurden eine deutlich verringerte systemische Clearance sowie ein höherer Bereich unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) beobachtet. Daher ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion dieselbe Dosierung wie bei älteren Patienten zu empfehlen.

Ältere Patienten

Die Zahl der Teilnehmer im Alter von 65 Jahren und älter war in klinischen Studien mit Nicardipin zu gering, um festzustellen, ob diese Altersgruppe anders auf das Medikament reagiert als jüngere Patienten.

Ältere Patienten können empflindlicher auf die Wirkung von Nicardipin reagieren, da bei ihnen die Nieren- bzw. Leberfunktion häufiger eingeschränkt ist. Es wird empfohlen, je nach der Höhe des Blutdrucks und der klinischen Situation eine kontinuierliche Nicardipin-Infusion bei einer Initialdosis von 1 bis 5 mg/h zu verabreichen. Nach 30 Minuten kann diese Geschwindigkeit in Abhängigkeit der bereits zu beobachtenden Wirkung in Schritten von 0,5 mg/h gesteigert oder gesenkt werden. Die Infusionsgeschwindigkeit sollte 15 mg/h nicht übersteigen.

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht, Neugeborenen, Säuglingen, Kleinkindern und Kindern ist nicht festgestellt worden.

Nicardipin sollte auf der Kinder-Intensivstation oder nach Operationen nur im Falle einer lebensbedrohlichen Hypertonie angewendet werden.

Initialdosis: In Notfallsituationen wird eine Initialdosis von 0,5 bis 5 μg/kg/min empfohlen.

Erhaltungsdosis: Es wird eine Erhaltungsdosis von 1 bis 4 μg/kg/min empfohlen.

Nicardipin darf bei Kindern mit eingeschränkter Nierenfunktion nur mit Vorsicht angewendet werden. In diesem Fall sollte nur die niedrigste wirksame Dosis verabreicht werden.

Schwangerschaft

Es wird empfohlen, je nach der Höhe des Blutdrucks und der klinischen Situation eine kontinuierliche Nicardipin-Infusion bei einer Anfangsdosis von 1 bis 5 mg/h zu verabreichen. Nach 30 Minuten kann diese Infusionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit der bereits zu beobachtenden Wirkung in Schritten von 0,5 mg/h gesenkt oder gesteigert werden.

Bei der Behandlung der Präeklampsie ist die Dosierung im Allgemeinen nicht höher als 4 mg/h und sollte höchstens 15 mg/h betragen. Die maximale Infusionsgeschwindigkeit sollte 15 mg/h nicht überschreiten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen», «Schwangerschaft, Stillzeit» und «Unerwünschte Wirkungen»).

Art der Anwendung

Nicardipin sollte ausschliesslich in Form einer kontinuierlichen intravenösen Infusion verabreicht werden.

Nicardipin sollte ausschliesslich durch Fachpersonal in kontrollierten Umgebungen, wie Krankenhäusern und Intensivstationen, unter laufender Überwachung des Blutdrucks verabreicht werden. Die Geschwindigkeit der Verabreichung muss mittels einer elektrischen Spritzenpumpe oder einer volumetrischen Pumpe genau überwacht werden. Blutdruck und Puls müssen während der Infusion und anschliessend bis zur Stabilisierung der Vitalzeichen, mindestens jedoch für 12 Stunden nach dem Ende der Nicardipin-Verabreichung, mindestens alle 5 Minuten kontrolliert werden.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe,

Schwere Aortenstenose,

Kompensatorische Hypertonie, d.h. bei arteriovenösem Shunt oder bei Aortenisthmusstenose,

Instabile Angina,

Myokardinfarkt, der nicht länger als 8 Tage zurückliegt.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Nicardipin sollte mit Vorsicht verabreicht werden, um einen übermässig starken Blutdruckabfall zu vermeiden. Wenn der Blutdruck mit Hilfe von Medikamenten innerhalb kurzer Zeit gesenkt wird, kann es zu einer systemischen Hypotonie und zu einer Reflextachykardie kommen. Wenn eines dieser beiden Ereignisse während der Behandlung mit Nicardipin eintritt, ist eine Verringerung der Dosis um die Hälfte zu erwägen oder die Infusion zu beenden.

Bolusgaben oder die intravenöse Verabreichung ohne elektrische Spritzenpumpe oder volumetrische Pumpe sind nicht zu empfehlen, denn dies kann insbesondere bei älteren Patienten, bei Kindern, bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion und in der Schwangerschaft das Risiko einer schwerwiegenden Hypotonie erhöhen.

Herzinsuffizienz

Nicardipin darf bei Patienten mit kongestiver Herzinsuffizienz oder Lungenödem nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden, insbesondere im Fall einer Begleittherapie mit Betablockern, da eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz eintreten kann.

Ischämische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Nicardipin ist bei instabiler Angina und unmittelbar nach einem Myokardinfarkt kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»).

Nicardipin darf bei Patienten mit Verdacht auf koronare Ischämie nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden. Gelegentlich kommt es bei diesen Patienten nach der Einleitung oder Steigerung der Nicardipin-Dosis oder im Verlauf der Behandlung mit Nicardipin zu häufigeren, länger andauernden oder schwereren Anginaattacken.

Schwangerschaft

Aufgrund des Risikos einer schweren Hypotonie bei der Mutter und einer potentiell lebensbedrohlichen Hypoxie des Fötus sollte die Absenkung des Blutdrucks schrittweise erfolgen und stets genau überwacht werden. Aufgrund des möglichen Risikos eines Lungenödems oder eines übermässig starken Blutdruckabfalls ist bei einer Begleittherapie mit Magnesiumsulfat besondere Vorsicht geboten.

Wurde während der Schwangerschaft über akute Lungenödeme berichtet, darf Nicardipin bei schwangeren Frauen nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden, und diese Patientinnen sind engmaschig auf das mögliche Auftreten eines akuten Lungenödems zu überwachen. Bei Auftreten eines akuten Lungenödems ist die Behandlung mit Nicardipin sofort abzubrechen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Patienten mit Leberdysfunktion oder eingeschränkter Leberfunktion in der Vorgeschichte

In seltenen Fällen wurde über eine gestörte Leberfunktion berichtet, die möglicherweise mit der Gabe von Nicardipin zusammenhängt. Potentielle Risikogruppen sind Patienten mit einer Leberdysfunktion in der Vorgeschichte oder diejenigen mit einer eingeschränkten Leberfunktion zu Beginn der Behandlung mit Nicardipin. Nicardipin darf bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden.

Niereninsuffizienz

Nicardipin darf bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden (siehe «Pharmakokinetik»).

Patienten mit portaler Hypertonie

Es wurde berichtet, dass intravenös verabreichtes Nicardipin bei hoher Dosierung den Bluthochdruck im Pfortaderkreislauf verschlimmern und den portal-systemischen Kollateral-Durchblutungsindex bei Patienten mit Zirrhose ungünstig beeinflussen kann.

Patienten mit vorbestehendem erhöhten intrakraniellem Druck

Nicardipin darf bei Patienten, deren intrakranieller Druck erhöht sein kann, nur mit Vorsicht angewendet werden. Der intrakranielle Druck muss überwacht werden, um die Berechnung des zerebralen Perfusionsdrucks zu ermöglichen.

Schlaganfallpatienten

Nicardipin darf bei Patienten mit akutem Hirninfarkt nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden. Eine hypertensive Episode, die häufig mit einem Schlaganfall einhergeht, stellt keine Indikation für eine notfallmässige antihypertensive Therapie dar. Der Einsatz von blutdrucksenkenden Medikamenten wird bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall nicht empfohlen, es sei denn, die akute Hypertonie steht der notwendigen Behandlung (z.B. zur Thrombolyse) im Wege oder es besteht eine anderweitige Endorganschädigung, die akut lebensbedrohlich ist.

Vorsichtsmassnahmen bei der Anwendung

Kombination mit Betablockern

Wenn Nicardipin bei Patienten mit eingeschränkter Herzfunktion in Kombination mit einem Betablocker angewendet wird, ist besondere Vorsicht geboten. In solchen Fällen muss die Dosierung des Betablockers individuell auf die klinische Situation abgestimmt werden (siehe «Interaktionen»).

Reaktionen an der Infusionsstelle

Es können Reaktionen an der Infusionsstelle auftreten, insbesondere bei einer langen Verabreichungsdauer und bei peripheren Venen. Es wird empfohlen, die Infusionsstelle zu wechseln, wenn der Verdacht auf eine Reizung an der Einstichstelle besteht. Die Verabreichung über einen zentralen Venenkatheter oder eine stärkere Verdünnung der Lösung kann das Risiko von Reaktionen an der Infusionsstelle verringern.

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Nicardipin i.v. bei Säuglingen und Kindern wurde noch nicht in kontrollierten klinischen Studien überprüft. Daher ist bei dieser Patientengruppe besondere Vorsicht geboten (siehe «Dosierung/Anwendung»).

Dieses Arzneimittel enthält 500 mg Sorbitol pro Ampulle mit 10 ml. Die additive Wirkung gleichzeitig angewendeter Sorbitol (oder Fructose) -haltiger Arzneimittel und die Einnahme von Sorbitol (oder Fructose) über die Nahrung ist zu berücksichtigen. Der Sorbitolgehalt oral angewendeter Arzneimittel kann die Bioverfügbarkeit von anderen gleichzeitig oral angewendeten Arzneimitteln beeinflussen Patienten mit hereditärer Fructoseintoleranz (HFI) dürfen dieses Arzneimittel nicht erhalten, es sei denn, es ist zwingend erforderlich. Vor Verschreibung dieses Arzneimittels ist bei jedem Patienten eine detaillierte Anamnese im Hinblick auf Symptome einer HFI zu erheben.

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle mit 10 ml, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Von folgenden Kombinationen wird abgeraten

Dantrolen

Als Infusion verabreichtes Dantrolen:

Bei Tierversuchen werden während der Verabreichung von Verapamil und Dantrolen i.v. regelmässig Fälle von tödlichem Kammerflimmern beobachtet. Es ist daher möglicherweise gefährlich, einen Kalziumantagonisten mit Dantrolen zu kombinieren.

Bei einigen Patienten zeigten sich jedoch nach der kombinierten Verabreichung von Nifedipin und Dantrolen keine unerwünschten Wirkungen.

Bei folgenden Kombinationen ist Vorsicht geboten

Idelalisib

Verschlimmerung der unerwünschten Wirkungen von Nicardipin, wie orthostatische Hypotonie, besonders bei älteren Patienten.

Klinische Überwachung und Anpassung der Nicardipin-Dosis während der Behandlung mit Idelalisib und nach dem Absetzen dieses Arzneimittels.

Immunsuppressiva (Ciclosporin, Everolimus, Sirolimus, Tacrolimus, Temsirolimus)

Erhöhung der Blutkonzentrationen des Immunsuppressivums durch Hemmung seines Stoffwechsels. Bestimmung der Blutkonzentrationen des Immunsuppressivums, Kontrolle der Nierenfunktion und Anpassung der Dosierung während der Behandlung und nach deren Beendigung.

CYP3A4-Induktoren und -Inhibitoren

Die Metabolisierung von Nicardipin erfolgt durch Cytochrom P450 3A4. Die gleichzeitige Gabe von CYP3A4-Enzyminduktoren (wie beispielsweise Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Fosphenytoin, Primidon oder Rifampicin) kann aufgrund einer Erhöhung des Leberstoffwechsels zu einem Abfall der Plasmakonzentration von Nicardipin führen.

Klinische Überwachung und gegebenenfalls Anpassung der Nicardipin-Dosis während der Behandlung mit Antikonvulsiva und nach deren Absetzen.

Die gleichzeitige Gabe von CYP3A4-Enzyminhibitoren (wie beispielsweise Cimetidin, Clarithromycin, Cobicistat, Erythromycin, Itraconazol, Grapefruitsaft, Ketoconazol, Nelfinavir, Posaconazol, Ritonavir, Telaprevir, Telithromycin, Voriconazol) kann zu einem Anstieg der Plasmakonzentration von Nicardipin führen.

Verschlimmerung der unerwünschten Wirkungen von Nicardipin, wie Hypotonie, besonders bei älteren Patienten. Es hat sich gezeigt, dass die zeitgleiche Gabe von Kalziumkanalblockern und Itraconazol das Risiko von Nebenwirkungen erhöht, insbesondere im Hinblick auf Ödeme, die aufgrund eines verringerten Abbaus des Kalziumkanalblockers in der Leber entstehen.

Klinische Überwachung und Anpassung der Nicardipin-Dosis während der Behandlung mit starken CYP3A4-Enzyminhibitoren und nach deren Absetzen.

Folgende Kombinationen sind zu berücksichtigen

Möglichkeit eines additiven antihypertensiven Effekts

Zu den Medikamenten, die bei zeitgleicher Gabe die blutdrucksenkende Wirkung von Nicardipin potenzieren und mit einem erhöhten Risiko für orthostatische Hypotonie einher gehen können, gehören Baclofen, Alphablocker gegen urologische Beschwerden (Alfuzosin, Doxazosin, Prazosin, Silodosin, Tamsulosin, Terazosin), Alphablocker mit blutdrucksenkender Wirkung (Doxazosin, Prazosin, Urapidil), trizyklische Antidepressiva, imipraminhaltige Antidepressiva, Neuroleptika, Opioide sowie Amifostin.

Nitrate und Nitrite

Erhöhung des Risikos für Hypotonie, insbesondere orthostatische Hypotonie.

Medikamente, die eine orthostatische Hypotonie auslösen können

Risiko für eine Verstärkung der Hypotonie, insbesondere der orthostatischen Hypotonie.

Inhalationsanästhetika

Die zeitgleiche Gabe von Nicardipin und Inhalationsanästhetika kann möglicherweise zu einer additiven oder synergistischen blutdrucksenkenden Wirkung führen, und auch zu einer Inhibition der Baroreflex-Herzfrequenzsteigerung durch die Anästhetika im Zusammenhang mit peripheren Vasodilatatoren. Die zur Verfügung stehenden begrenzten klinischen Daten lassen auf eine moderate Wirkung von inhalativen Anästhetika (wie beispielsweise Isofluran, Sevofluran und Enfluran) auf Nicardipin schliessen.

Verstärkung des negativ inotropen Effekts

Nicardipin kann die negativ inotrope Wirkung von Betablockern bei Herzinsuffizienz (Bisoprolol, Carvedilol, Metoprolol, Nebivolol) verstärken und bei Patienten mit einer latenten oder nicht eingestellten Herzinsuffizienz zu Hypotonie und Herzversagen führen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Die Behandlung mit Betablockern kann darüber hinaus die sympathische Reflexreaktion auf sehr starke hämodynamische Ereignisse vermindern.

Nicardipin kann die negativ inotrope Wirkung von Betablockern (ausser Esmolol) verstärken und bei Patienten mit einer latenten oder nicht eingestellten Herzinsuffizienz zu Hypotonie und Herzversagen führen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen») (Addition der negativ inoptropen Wirkung). Betablocker können darüber hinaus die sympathische Reflexreaktion auf sehr starke hämodynamische Ereignisse vermindern.

Magnesium

Aufgrund des möglichen Risikos eines Lungenödems oder eines übermässig starken Blutdruckabfalls ist bei einer Begleittherapie mit Magnesiumsulfat besondere Vorsicht geboten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Digoxin

Aus pharmakokinetischen Studien ging hervor, dass Nicardipin zu einem Anstieg des Digoxin-Spiegels im Plasma geführt hat. Der Digoxin-Spiegel muss daher überwacht werden, wenn eine zeitgleiche Therapie mit Nicardipin eingeleitet wird.

Abschwächung der blutdrucksenkenden Wirkung

Eine Kombination von Nicardipin mit intravenös verabreichten Kortikosteroiden (Glukokortikoide und Mineralokortikoide) und Tetracosactid (ausser im Falle von Hydrokortison, das als Ersatztherapie bei Morbus Addison eingesetzt wird) kann die blutdrucksenkende Wirkung abschwächen.

Kompetitive neuromuskuläre Blocker

Die zur Verfügung stehenden begrenzten Daten lassen darauf schliessen, dass Nicardipin, wie auch andere Kalziumkanalblocker, die neuromuskuläre Blockade verstärkt, möglicherweise indem es sich auf die post-junktionale Region auswirkt. Die Dosierung von Vecuronium-Infusionen kann möglicherweise verringert werden, wenn zeitgleich Nicardipin verabreicht wird. Die Aufhebung der neuromuskulären Blockade durch Neostigmin scheint durch die Nicardipin-Infusion nicht beeinflusst zu werden. Es ist keine zusätzliche Überwachung erforderlich.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft

In tierexperimentellen Studien wurden keine teratogenen Effekte nachgewiesen. Aufgrund des fehlenden Nachweises einer teratogenen Wirkung beim Tier werden keine malformativen Wirkungen beim Menschen erwartet. Bislang erwiesen sich Substanzen, die beim Menschen Missbildungen verursachen können, auch beim Tier in ordnungsgemäss durchgeführten Studien bei zwei Arten als teratogen. Nicardipin sollte nur dann angewendet werden, wenn der Nutzen das Risiko überwiegt, denn es wurde über ein vermindertes Geburtsgewicht bei Neugeborenen im Zusammenhang mit Kalziumkanalblockern berichtet.

Die zur Verfügung stehenden begrenzten pharmakokinetischen Daten haben gezeigt, dass Nicardipin i.v. nicht akkumuliert und dass der Transfer durch die Plazenta gering ist.

In der klinischen Praxis hat der Einsatz von Nicardipin bei einer begrenzten Anzahl von schwangeren Patientinnen in den ersten beiden Trimestern bisher keinerlei Hinweise auf malformative oder besondere fötotoxische Wirkungen ergeben.

Der Einsatz von Nicardipin bei einer schweren Präeklampsie während des dritten Trimesters der Schwangerschaft könnte möglicherweise einen unerwünschten tokolytischen Effekt haben, der das spontane Einsetzen der Wehen möglicherweise stören könnte.

Bei einem Einsatz von Nicardipin als Tokolytikum während der Schwangerschaft wurden akute Lungenödeme beobachtet (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Unerwünschte Wirkungen»), insbesondere im Fall von Mehrlingsschwangerschaften (Zwillinge oder Mehrlinge), bei einer intravenösen Verabreichung und/oder bei zeitgleicher Gabe von Beta-2-Agonisten. Nicardipin sollte bei Mehrlingsschwangerschaften oder bei schwangeren Patientinnen mit eingeschränkter kardiovaskulärer Funktion nicht eingesetzt werden, ausser es gibt keine akzeptable Alternative.

Stillzeit

Nicardipin soll während der Stillzeit nicht angewendet werden (siehe «Präklinische Daten»).

Fertilität

Keine Angabe.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Reaktionen auf das Arzneimittel, die bei jedem unterschiedlich sein können, können die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen. Dies gilt besonders zu Beginn oder bei einer Veränderung der Behandlung sowie in Verbindung mit Alkohol. Es sollten Vorsichtsmassnahmen getroffen werden, da die blutdrucksenkende Wirkung dieses Arzneimittels Schwindelgefühl auslösen kann.

Unerwünschte Wirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Die meisten unerwünschten Wirkungen sind auf den gefässerweiternden Effekt von Nicardipin zurückzuführen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel, periphere Ödeme, Herzklopfen und Flush.

Liste der unerwünschten Wirkungen

Die im Folgenden aufgelisteten Nebenwirkungen wurden im Verlauf klinischer Studien und/oder nach der Markteinführung von Nicardipin beobachtet; sie beruhen auf klinischen Versuchsdaten und wurden nach MedDRA-Systemorganklassen unterteilt. Die Häufigkeitskategorien wurden nach der folgenden Konvention definiert: «sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1'000, <1/100), «selten» (≥1/10'000, <1/1'000), «sehr selten» (<1/10'000) und «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).

Systemorganklasse

Häufigkeit

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Nicht bekannt – Thrombozytopenie

Erkrankungen des Immunsystems

Nicht bekannt – anaphylaktische Reaktion

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig – Kopfschmerzen

 

Häufig – Schwindelgefühl

Herzerkrankungen

Häufig – Ödeme der unteren Gliedmassen, Herzklopfen

 

Häufig – Hypotonie, Tachykardie

 

Nicht bekannt – atrioventrikulärer Block, Angina pectoris

Gefässerkrankungen

Häufig – orthostatische Hypotonie

 

Unbestimmte Häufigkeit - Schwellungen und Rötung des Gesichts (Flushing)

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Nicht bekannt – Lungenödem*

Gastrointestinale Erkrankungen

Häufig – Übelkeit, Erbrechen

 

Nicht bekannt – paralytischer Ileus

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Unbestimmte Häufigkeit - Erythem, Hautausschlag

 

Nicht bekannt – Erythem

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Nicht bekannt – Phlebitis

Ermittlungen

Unbestimmte Häufigkeit - Anstieg der Leberenzyme

 

*Es wird auch über solche Fälle berichtet, in denen das Medikament als Tokolytikum während der Schwangerschaft eingesetzt wurde (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»).

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Gesundheitsfachleute sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Anzeichen und Symptome

Eine Überdosierung mit Nicardipinhydrochlorid kann unter Umständen zu folgenden Symptomen führen: ausgeprägte Hypotonie, Bradykardie, Herzklopfen, Flush, Benommenheit, Kollaps, periphere Ödeme, Verwirrtheit, verwaschene Sprache und Hyperglykämie. Bei Versuchstieren führte eine Überdosierung darüber hinaus zu reversiblen Leberfunktionsstörungen, einer sporadischen fokalen Lebernekrose sowie zu einem progressiven atrioventrikulären Leitungsblock.

Behandlung

Im Falle einer Überdosierung werden Routinemassnahmen empfohlen, darunter die Überwachung der Herz- und Atemfunktion. Bei Patienten, die Anzeichen einer blockierten Kalziumaufnahme zeigen, sind neben den allgemeinen stabilisierenden Massnahmen intravenöse Kalziumpräparate und Vasopressoren klinisch indiziert. Ausgeprägte Hypotonien lassen sich mit der intravenösen Verabreichung eines Plasmavolumenexpanders behandeln; der Patient sollte sich mit erhöht gelagerten Beinen in Rückenlage befinden.

Nicardipin ist nicht dialysierbar.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code

C08CA04

Wirkungsmechanismus

Nicardipin ist ein langsam wirkender Kalziumkanalblocker der zweiten Generation und gehört zur Gruppe der Phenyl-Dihydropyridine. Nicardipin besitzt eine grössere Selektivität für die Kalziumkanäle des L-Typs in vaskulären glatten Muskeln als für diejenigen in Herzmuskelzellen. In sehr geringen Konzentrationen hemmt es die Aufnahme von Kalzium in die Muskelzellen. Das Medikament wirkt hauptsächlich auf die glatten Muskeln der Arterien. Dies spiegelt sich in einer relativ ausgeprägten und schnell eintretenden Veränderung des Blutdrucks wider, bei nur minimalen inotropen Veränderungen der Herztätigkeit (Baroreflex-Effekt).

Pharmakodynamik

Nicardipin wird systemisch verabreicht und ist ein hochwirksamer Vasodilatator, welcher den peripheren Gesamtwiderstand verringert und den Blutdruck senkt. Die Herzfrequenz erhöht sich aufgrund der verringerten Nachlast vorübergehend, und das Herzzeitvolumen ist spürbar und dauerhaft erhöht.

Beim Menschen zeigt sich die gefässerweiternde Wirkung sowohl bei akuter als auch bei dauerhafter Verabreichung auch in den grossen und kleinen Arterien, was die Durchblutung und die Elastizität der Arterien verbessert. Die Nierengefässresistenz ist verringert.

Klinische Wirksamkeit

Es liegen keine Daten vor.

Pharmakokinetik

Absorption

Es liegen keine Daten vor.

Distribution

Nicardipin zeigt im menschlichen Plasma über einen breiten Konzentrationsbereich hinweg eine hohe Proteinbindung.

Metabolismus

Die Metabolisierung von Nicardipin erfolgt durch Cytochrom P450 3A4. Studien, bei denen das Medikament entweder als Einzeldosis oder über drei Tage hinweg dreimal täglich verabreicht wurde, haben gezeigt, dass sich im menschlichen Urin nach oraler oder intravenöser Gabe weniger als 0,03% unverändertes Nicardipin finden. Das am häufigsten auftretende Stoffwechselprodukt im menschlichen Urin ist das Glucuronid der Hydroxy-Form, das durch oxidative Abspaltung des N-Methylbenzylyl-Anteils und durch die Oxidation des Pyridinrings entsteht.

Elimination

Nach zeitgleicher Gabe einer radioaktiven i.v.-Dosis Nicardipin und einer oralen Dosis von 30 mg, die alle 8 Stunden eingenommen wurde, fanden sich innerhalb von 96 Stunden 49% der Radioaktivität im Urin und 43% im Stuhl wieder. Kein Anteil der Dosis fand sich in Form von unverändertem Nicardipin im Urin wieder. Das Eliminationsprofil des Medikaments nach einer intravenösen Dosis besteht aus drei Phasen, mit den jeweiligen Halbwertszeiten: alpha: 6,4 min, beta: 1,5 Stunden, gamma: 7,9 Stunden.

Nierenfunktionsstörungen

Die Pharmakokinetik von intravenös verabreichtem Nicardipin wurde bei dialysepflichtigen Patienten mit einer schweren Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <10 ml/min), bei Patienten mit einer leichten/moderaten Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance 10-50 ml/min) und bei Patienten mit einer normalen Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance >50 ml/min) untersucht. Im Vergleich zu Patienten mit normaler Nierenfunktion waren Cmax und AUC im Fliessgleichgewicht bei Patienten mit einer leichten/moderaten Niereninsuffizienz deutlich erhöht, und die Clearance war deutlich reduziert. Hinsichtlich der grundlegenden pharmakokinetischen Parameter gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der schweren Niereninsuffizienz und der normalen Nierenfunktion.

Präklinische Daten

Es wurde gezeigt, dass Nicardipin in die Milch von laktierenden Tieren gelangt. Berichte aus Tierversuchen bestätigen, dass das Medikament in die Muttermilch übergeht. In Tierversuchen, bei denen das Medikament während der Endphase der Schwangerschaft in hoher Dosierung verabreicht wurde, wurde vermehrt über ein Absterben des Fötus, über Komplikationen bei der Geburt, über ein reduziertes Körpergewicht bei der Geburt sowie über eine verminderte Körpergewichtszunahme nach der Geburt berichtet. Es liegen jedoch keine Berichte über eine Reproduktionstoxizität vor.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten

Beim Mischen mit Präparaten, die als Lösung einen pH-Wert über 6 aufweisen (zum Beispiel bicarbonathaltige Lösung, Ringerlösung, Diazepam, Furosemid, Methohexital-Natrium, Thiopental) besteht ein Präzipitationsrisiko.

Bei Verwendung von Salzlösungen besteht das Risiko einer Absorption des Nicardipins an den Kunststoffmaterialien der Infusionssystemen.

Haltbarkeit

Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Haltbarkeit nach Anbruch

Die chemische und physikalische in-use Stabilität der unverdünnten oder in einer 5%-igen Glucoselösung verdünnten Lösung in einer Spritze aus Polypropylen wurde für 24 Stunden bei 25°C, vor Licht geschützt, nachgewiesen.

Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Produkt jedoch sofort verwendet werden.

Besondere Lagerungshinweise

Bei Raumtemperatur (15–25°C) in der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Hinweise für die Handhabung

1.Den Farbpunkt der Ampulle nach oben halten. Die in der Ampullenspitze befindliche Flüssigkeit durch Klopfen oder Schütteln nach unten fliessen lassen.

2.Die Ampullenspitze (über dem Punkt) fassen und durch Druck abbrechen.

Zulassungsnummer

67'680 (Swissmedic).

Packungen

Nicardipin Labatec, Ampulle 10 mg/10 ml: 10 (A).

Zulassungsinhaberin

Labatec Pharma SA, 1217 Meyrin (GE).

Stand der Information

Ausländisches Vergleichsarzneimittel: August 2021.

Ohne sicherheitsrelevante Ergänzungen von Swissmedic: Oktober 2020